Bienvenidos! Willkommen! Welcome!

Familie VOS schrieb aus dem paraguayischen Chaco, 2010-2011.



Sonntag, 31. Januar 2010

Wahrnehmung

Was man zu sehen glaubt, wenn man etwas sehen will
Wir waren mal wieder mit dem Jeep unterwegs, was sehr angenehm ist, wenn man raus will, sich aber nicht der Hitze aussetzen möchte. (Weniger angenehm ist, dass der Wagen für etwa 250-300 km den ganzen Tank verbraucht und dass die Vorderreifen ab etwa 90km/h immer stärker zu zittern beginnen, bis man gezwungen ist zu bremsen, aber das lassen wir jetzt mal außen vor ;-)) Die Klimaanlage im Jeep funktioniert also, was das Fahren zu einer angenehmen Angelegenheit macht.
Auf einer Tour halten wir immer Ausschau nach wilden Tieren, die es im Chaco geben soll, die wir aber noch nicht gesehen haben - und selbstverständlich sind die Fotoapparate stets griffbereit.
So haben wir am heutigen Tag, auf der Hin- und Rückfahrt zu/von der Laguna Ganso (die wir aber nicht gefunden haben, womit es auch keine Hin- und Rückfahrt gibt, sondern nur eine Fahrt - und wir haben uns nicht verfahren, denn wir sind unserer Karte exakt gefolgt, die Straße war nur verschwunden, das ist ein Unterschied!) diverse exotische Vögel, Geckos, ein Gürteltier und einen roten Teju (Echse) gesehen.
Jedoch ist es auch oft so, dass unsere Wahrnehmung uns einen Streich spielt, und dies eben deshalb, weil wir interessante Tiere sehen WOLLEN und unseren Blick dorthin richten, wo wir sie vermuten. Und so entpuppen sich Schlangen als herumliegende Schläuche, aufblickende Echsen als Äste oder Tetra-Packs (ja, die liegen auch hier ab und an am Straßenrand) oder ein extremst seltenes Tier im Chaco, das noch keiner je sah, das Schneehuhn, als weiße Plastiktüte.
Updates: Diaschauen "Wilder Chaco" & "Lebendiges in unserem Garten".
(Holger)

Sprache

"Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt."
(Wittgenstein)
...und so sieht das dann in der Praxis aus:

"Mist, was soll das bedeuten - ich kann doch gar kein Spanisch!"

(Anke & Holger)

Donnerstag, 28. Januar 2010

Skorpione & Hitze

Gestern Regen, heute (wieder) Trockenheit
Man gewöhnt sich im Chaco schnell an, sich über jeden kleinen Regentropfen zu freuen. Denn Regen bedeutet, dass die Zisternen gefüllt werden und man Wasser zur Verfügung hat. Zwar wäre ein Ausbleiben des Regens für uns nicht allzu dramatisch, da wir unser Trinkwasser im Supermarkt bzw. bei der Tankstelle kaufen, aber nichtsdestotrotz ist es gut zu wissen, dass man (noch) genug Wasser zum Waschen etc. hat.
In den vergangenen Tagen hat sich die Hitze immer mehr gesteigert; schätzungsweise sind es über 40 Grad. In der Mittagshitze steht alles still. Im Schatten, mit etwas Wind, bzw. mit Klimaanlage ist es jedoch gut auszuhalten. Man muss sich eben anpassen und zum Beispiel nicht nachmittags in der prallen Sonne spazieren gehen - ein Anfängerfehler, den wir in den allerersten Tagen hier begingen.
Gestern hat es mal wieder geregnet, und zwar für kurze Zeit richtig viel; die Scheibenwischer des Jeeps musste ich auf höchste Stufe stellen (wir nutzten den Regen, um den von der Campo-Maria-Fahrt immer noch schmutzigen Wagen wenigstens etwas sauberer zu bekommen).



Diese Aufnahmen hat Anke während des Schauers aus dem Wagen heraus gemacht.
Dann habe ich heute den vierten uns bislang größten Skorpion erschlagen. Anke holte etwas aus dem mit Koffern und Einzelteilen vollgekramten Raum, der demnächst unser Arbeitszimmer werden wird, aber rief mich dann mit schrillem Schrei. Das Tier hatte drohend den Schwanz erhoben und sah uns aus roten Augen feindselig an. Ich starre zurück. Lenia ging neugierig ein paar Schritte auf das Tier zu und wollte es streicheln. Der Skorpion krabbelte mit zuckendem Stachel auf Lenia zu. Ohne zu zögern sprang ich dazwischen, meine Faust im Flug ballend. Anstatt den Fotoapparat zu holen, stand Anke plötzlich wieder mit einem ihrer Schuhe im Raum. Immer noch im Flug, griff ich nach selbigem und schlug ich auf den Skorpion - mehrfach, um sicher zu gehen. (Achtung: dramatisierte Darstellung, muss nicht vollständig mit den wirklichen Ereignissen übereinstimmen ;-))
Aber mal im Ernst: Hier im Chaco ist die Natur feindseliger als in der Heimat. Dort habe ich Skrupel, einfach so eine Fliege oder Spinne zu töten (einige von euch wissen ja, dass ich mal dieses tolle Spinneneinfanggerät bei Plus gekauft habe - und einmal hat´s auch funktioniert!), aber hier ist das anders: Mücken, Fliegen, Kakerlaken, Spinnen und Skorpione - alles muss weg!
Updates: Diaschauen "Filadelfia", "Lebendiges in unserem Garten", "Wilder Chaco", ein weiterer Videoclip (wer es schafft, sich den ohne Vorzuspulen anzuschauen: Hut ab ;-)).
(Holger)

Dienstag, 26. Januar 2010

Lebendiges in unserem Garten

Hallo!
In der Diaschau "Lebendiges in unserem Garten" seht ihr ausschließlich Fotos von Tieren, die wir in unserer unmittelbaren Nähe vorfinden.
Immer wieder eindrucksvoll sind Kolibris mit ihren einzigartigen Flugmanövern (siehe Clip) und der Anblick der Gottesanbeterin. Nicht verwunderlich, dass ihre Bewegungen zu einem Kungfu-Stil inspirierten ;-)
Übrigens: Wir haben nun auch ein paar Clips hochgeladen, etwa die Fahrt auf der Ruta 9 (Transchaco) von Asunción nach Loma Plata. Schaut mal rein!
Und: Gestern waren wir in einem sehr schönen Schwimmbad in Loma Plata: OASE. Angesichts der Hitze war das eine sehr gute Idee von Anke; Amalia & Lenia haben es genossen.
(Holger)

Sonntag, 24. Januar 2010

Das zweite Wochenende

Laguna Capitan
Heute machten wir eine Tour zu der oben genannten Salzwasserlagune - siehe Diaschau.

Unser "Fuhrpark"
Freitag kauften wir für Lenia ein kleines Motorrad; Samstag für Amalia ein Fahrrad, damit sie es hier nicht verlernt. So können die beiden, auch bei Regen, ums Haus flitzen. Unseren Jeep kennt ihr ja bereits.

Tierisches
Hier ein schönes Foto von Kasimir:



Und ein nicht so schönes von einem nicht so schönen, weil giftigen (aber nicht tödlichen) Tier:


Und zwei letzte Fotos ;-)
(Holger. Die Fotos sind überwiegend von Anke!)

Streets of Filadelfia

Ein Samstagsausflug zum Zentrum der Kolonie Fernheim
Die Fahrt nach Filadelfia (und natürlich die Fahrten zum Supermarkt u. a. Geschäften hier in Loma Plata) war bislang die einzige, auf der wir uns nicht verfahren haben. Zwar sehen die Straßen und Kreuzungen auf dem Weg nach F. auch gleich aus, aber der Weg ist einfach: am nördlichen Ortsausgang Loma Platas links und dann immer geradeaus.
Es gibt drei mennonitische Kolonien im paraguayischen Chaco: Kolonie Menno (1927 gegründet, Zentrum Loma Plata), Kolonie Fernheim (1930 gegründet, Zentrum Filadelfia) und Kolonie Neuland (gegründet 1947, Zentrum Neu-Halbstadt).
Werft mal einen Blick auf die Diaschau "Filadelfia". Die Stadt macht einen aufgeräumteren, größeren und weniger staubigen Eindruck als Loma Plata. ;-)
(Holger)

Donnerstag, 21. Januar 2010

Unterwegs nach Campo Maria

Ein langer Tag
Morgens um halb zehn begann die Tour. Der Jeep war vollgetankt, wir hatten gefrühstückt und das Proviant (ganz wichtig: Getränke!) gepackt. Und wir hatten uns zuvor von Ortskundigen erläutern lassen, wo unser Ausflugsziel liegt (Campo Maria ist eine Salzlagune, schön gelegen, mitten im Chaco - irgendwie ist hier alles mitten im Chaco ;-) - mit einer Aussichtsplattform) und dies mit unserem Kartenmaterial abgeglichen. Also sollte ja eigentlich nichts schiefgehen. Ist es ja eigentlich auch nicht, glücklicherweise. Denn die Karten dieser Gegend sind ungenau, und die Beschilderung - nun ja, wenn man welche braucht, sind keine da. Die Ortskundigen stört das nicht, denn die wissen ja, wohin sie fahren müssen.
Aber wir wussten das an diesem Tag (vorgestern) häufig nicht. Sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg verfuhren wir uns. Auch dem Hinweg entlang kleiner Siedlungen auf Erdwegen war das nicht dramatisch: Schnell waren Menschen zur Stelle, die uns den weiteren Weg erklärten. Auf dem Rückweg allerdings wollten wir auf die Ruta 9 (Transchaco) gelangen, um dann schnell wieder zu Hause zu sein. Jedoch: Keine Menschen und wenige Schilder. So kam es, dass wir etwa eine Dreiviertelstunde in die falsche Richtung fuhren. Hierbei überwanden wir Schlamm, Wassermassen und tiefe Furchen. Eine schlammige Stelle war an beiden Seiten gesäumt von breiten Wassergräben, und einen Augenblick fürchteten wir, dort zu landen (bei nahezu voll eingeschlagenen Reifen bewegte sich der Jeep trotzdem vorwärts!), aber es ging alles gut. Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch froh, diese Stelle nicht mehr passieren zu müssen, doch etwas später hieß es: End of the road. Den ganzen (falschen) Weg zurück. Wir nahmen die spannenden Stellen nun etwas rasanter, was eine gute Strategie war: So fuhr ich vor einer besonders langen PFÜTZE extra schnell, damit uns die Trägheit der Masse des Jeeps hindurch tragen konnte. Und es ging viel besser, und viel mehr Spaß machte es auch noch!
Zwischenzeitlich hatten wir Sorge, dass uns das Benzin ausgehen würde, zumal wir auch einige Zeit lang kein Netz hatten. So wäre der Titel dieses Blogs dann zutreffend gewesen.
Letztendlich war das ein sehr spannender und lohnender Tag. Zwar verbrachten wir viel Zeit im Auto (was Amalia & Lenia sehr tapfer ertrugen und abends mit einem dicken Eis belohnt wurde), aber in Campo Maria war es sehr schön, vor allem ruhig - und irgendwie unwirklich, da sich dieser Ort als Mischung aus Strand, Wald und Wüste präsentierte.

Hier einige Fotos:

In der folgenden Collage findet sich eine Auswahl der interessantesten Tiere auf unserem Weg nach Campo Maria und zurück:

(Holger)

Montag, 18. Januar 2010

Eindrücke

Fotos vom Haus, Loma Plata und umzu


Hier sieht man die Krone eines Flaschenbaums; man sieht die harten, spitzen Dornen, mit denen er sein Wasser schützt.


Freizeitaktivitäten.
Im Spielzimmer; Lenia schaut etwas ratlos auf die Spielzeugmassen, die wir mitgebracht haben.
Beim Schaukeln und Wippen in einem Park, der den Pionieren gewidmet ist.

Das dritte Foto zeigt einen Teil unseres Gartens.

Tiere, die man hier auch lebendig antrifft, aber dann kann man sie nicht so gut fotografieren.
Seht ihr die Spinne?
Nandus?
(Anke & Holger)

Sonntag, 17. Januar 2010

Leben in Loma Plata, Teil 1

Verloren? - Nicht wirklich!
Letzten Sonntag fuhren wir noch durch Schnee und Eis, und jetzt sitzen wir hier unter einer der vier Klimaanlagen unseres Hauses, die die Hitze etwas vertreiben. Gestern, nach einem Regenschauer, worüber sich die Leute hier sehr freuen, stieg die Luftfeuchtigkeit stark an, sodass es sehr schwül wurde und der Schweiß nur so an uns herunterlief. Die Nachbarn hingegen saßen ganz entspannt auf ihrer Terrasse und meinten, es sei sehr schönes Wetter; es würde erst noch richtig heiß werden, so um 40-45 Grad. Im Schatten ist es auszuhalten, und irgendwie kommt etwas Urlaubsstimmung auf. Amalia & Lenia hatten viel Spaß: Vor der Garage hatte sich eine große Pfütze gebildet, und sie planschten vergnügt darin herum. Etwas später zweckentfremdeten wir unseren Wäschekorb und machten einen Minipool daraus.


Nun zu dem, was man in Loma Plata vorfindet. Es gibt hier alles, was man zum Leben braucht. Es gibt einen großen Supermarkt und mehrere Einkaufsläden, vier Tankstellen, Banken und zahlreiche weitere Geschäfte, weiterhin ein Postamt, eine Bibliothek. Sicherlich hätten wir uns noch einen Koffer sparen können, weil wir die mitgenommenen Dinge auch hier kaufen können. Was uns besonders freute, war, dass wir an unserem zweiten Tag wieder online waren, um Kontakt mit der Heimat herstellen und aufrechterhalten zu können.

Und die Menschen sind sehr nett und hilfsbereit: Der Gesamtschulleiter holt uns ab und zeigt uns Asunción, ein Kollege begleitet ihn und hilft mit dem Gepäck; und alle, die uns bisher begrüßt haben, sagten, wir sollten uns melden, wenn wir etwas bräuchten, und gestern brachte uns die stellvertretenden Schulleiterin einen selbstgebackenen Kuchen. Sicherlich sind solche Dinge nicht selbstverständlich. Sie tragen dazu bei, dass man sich willkommen fühlt.

Unser Haus gehört der Schule, an der ich arbeite: Colegio Secundario Loma Plata. Man hatte im Vorhinein neue Betten sowie einen Tisch und Stühle angeschafft; weiterhin hat das Haus Klimaanlagen (wie bereits erwähnt), eine Küche mit Gasherd und Kühlschrank sowie zwei Wasserzisternen, mit denen das Regenwasser aufgefangen wird. In einem Nebengebäude befindet sich die Garage (für unseren dunkelgrünen Jeep) und ein weiteres, großes Zimmer. Ach ja, und wir haben eine Katze! Kasimir, den Kater. Er hält uns die Mäuse auf Abstand. Wie uns gesagt wurde, tragen die Mäuse einen lebensgefährlichen Virus in sich, sodass es wichtig ist, eine Katze zu haben.
Es bleiben noch drei Wochen Zeit für uns (bis die Ferien zu Ende sind), in denen wir uns weiter im Haus einrichten und den Ort und die Umgebung erkunden. Ein Extra-Kapitel stellt die heimische Flora und Fauna dar; interessierte Hobby-Fotografen würden im Chaco garantiert tolle Schnappschüsse machen.
(Holger)

Freitag, 15. Januar 2010

Auf der Reise




Von Daisy, einem hastigen Abschied, Aufgeregtheit, Flughafenbekanntschaften, einem teuren Service, Asunción, der Ruta Transchaco und der Ankunft in Loma Plata

...und schon sind wir am Ziel unserer bislang längsten Reise. Insgesamt waren wir etwa 28 Stunden unterwegs. 15 Stunden Flugzeit, davon eine von Bremen nach Frankfurt, elf von Frankfurt nach Sao Paolo und zwei von dort nach Asunción, der Hauptstadt Paraguays. Die anderen 13 Stunden setzten sich aus Warten und Zeitverschiebung zusammen. Wenn ihr das Abendessen verzehrt, haben wir Nachmittag (4 Stunden Differenz).

Das Tiefdruckgebiet Daisy hat uns in Bremen beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit Eltern bzw. Großeltern und Freunden fuhren wir durch das winterliche Norddeutschland und ließen uns Zeit, zumal die Straßenverhältnisse keine hohe Geschwindigkeit zugelassen hätten. Am Bremen-Airport angekommen, ging ich (noch) entspannt zum Schalter der Lufthansa, um zu fragen, ob man bereits einchecken könne. Die Dame freute sich offenbar über mein Erscheinen („Gut, dass Sie da sind!“) und meinte: „Ich will versuchen, Ihren Flug umzubuchen, sodass Sie auf jeden Fall noch nach Frankfurt kommen. Es ist nicht sicher, ob Ihr Flug noch startet.“ Wie sich später herausstellte, hatte sie Recht. Unser Flug, den wir ursprünglich gebucht hatten, wurde wegen Daisy gecancelt.

Und so hatten wir nicht mehr über zwei Stunden Zeit, sondern plötzlich nur noch 30 Minuten bis zum Start, also gefühlte fünf! Einen Vorteil hatte dieser stressige Umstand: Der Abschied war kurz und schmerzlos. Zwar flossen ein paar Tränen, aber nicht so viele, denn dafür hatte man gar keine Zeit. Nach der Sicherheitskontrolle (der ersten von vier oder fünf Kontrollen, die irgendwann ziemlich lästig wurden), standen die Zurückgelassenen hinter der Scheibe und winkten. Mit Abschiedsstimmung hetzten wir in den Flieger. Nach kurzer Zeit waren wir über den Wolken.

In den letzten Wochen hatten wir auffallend häufig den Satz gehört: „Und, seid ihr aufgeregt?“ Unsere Antwort war stets dieselbe: „Nein, irgendwie nicht.“ Wir überlegten, woran das lag, dass wir bis zum Tag vor der Reise fast überhaupt kein Herzklopfen und/oder weiche Knie hatten. Vermutlich lag unsere Unaufgeregtheit daran, dass dieser Aufenthalt in Südamerika – wir waren ja noch nie dort, überhaupt noch nie so weit weg (ja, wir waren mal zwei Wochen auf Kreta, und dort habe ich mich wegen der Hitze beschwert ;-) – einfach zu abstrakt ist. Und wir hatten in den vergangenen Wochen und Monaten nicht die Zeit und Muße, uns eingehend gedanklich damit auseinander zu setzen. Sicher, die zahlreichen Vorbereitungen, die für diesen Schritt – für einige Zeit als Lehrer an einer deutschsprachigen Schule im Ausland zu arbeiten – notwendig waren (Bewerbungen, Eignungstests, entscheiden & recherchieren, planen, Tropentauglichkeitsuntersuchungen, Impfungen, Kontakte knüpfen, Vorbereitungstage in Köln, Dinge in Bezug auf Absicherung und Finanzielles regeln etc. …), brachten wir hinter uns, aber so richtig hatten wir noch nicht begriffen, dass wir quasi in eine andere, für uns neue, Welt aufbrachen.
Andererseits ist zuviel Grübeln ja auch manchmal hinderlich, wenn es ums Handeln geht. Der Hundert-Meter-Läufer, der beim Startschuss noch überlegt, ob sein Schuh auch richtig sitzt, wird wohl nicht gewinnen. In diesem Sinne: Man muss es einfach machen.

Stichworte: Frankfurter Flughafen, das Drehkreuz Europas, zum Glück gibt es Infostände; warten, warten, warten…; „Notebook raus?“ – „Ja. Noch was in den Taschen?“ – „Nein.“ – „Bitte durch das Tor gehen.“, kein Piepen bei den Kindern und mir, bei Anke wohl; „Wo ist denn der TAM-Schalter?“; „Eine Nussecke und einen Muffin, bitte; was ist denn da drauf? Ok, nehme ich.“; Gepäck bis Asunción durchgecheckt – darum müssen wir uns also nicht kümmern: gut.

Frankfurt – Sao Paolo: Zunächst freuten wir uns über unsere schönen Plätze. Kurze Zeit später mussten wir diese Plätze (eine bessere Klasse) wieder räumen, weil wir uns mit den Sitznummern geirrt hatten. Es waren nämlich zwei Sitznummern angegeben, einmal für den Flug F. – S. P. und einmal für den Flug S. P. – A. Und in dem ganzen Stress ist es ein Leichtes, diese zu vertauschen. Ansonsten recht gutes Essen (Schoko-Pudding als Nachtisch); und „Findet Nemo“ mit Amalia geschaut. Und geschlafen, soweit es halt möglich war in dieser Sardinenbüchse. [Während Holger "Findet Nemo" geschaut und geschlafen hat, habe ich fast ununterbrochen Lenia auf dem Arm gehabt, was mich sowohl am Fernsehen als auch am Schlafen gehindert hat! Aber es ging leider nicht anders, obwohl sie ja eigentlich einen eigenen Platz hatte.]


Auf dem Flughafen Sao Paolo trafen wir ein Rentner-Ehepaar aus dem südlicheren Deutschland an, die ebenfalls nach Asunción weiterfliegen wollten. Gemeinsam suchten wir den richtigen Terminal und das entsprechende Gate. Die Frau antwortete auf meine Frage, was sie denn in Südamerkia machen wollten, dass sie sich umschauen wollten, um dann, bei Gefallen, in Paraguay zu bleiben. Zu Amalia & Lenia war das Ehepaar sehr freundlich und schenkte den Kindern einen Mini-Elefanten aus Plüsch. Kurzzeitig hielten wir am Gate vor Schreck die Luft an, weil eine Dame des Flughafenpersonals plötzlich verlautete, wir benötigten außer unserer Dienstpässe (Wortlaut z. B.: „Tochter des Lehrers Holger Vos“ ;-)) noch ein Visum für Paraguay; glücklicherweise wurde ihr Irrtum von einer anderen Angestellten aufgedeckt.

Nach einer unkomplizierten Passkontrolle am Zielflughafen waren wir gespannt, ob sämtliche Gepäckstücke auch mit uns gekommen waren. Dem war so. Zwei Männer, die wohl dem Flughafenpersonal angehörten, boten uns eifrig ihre Hilfe beim Transportieren der Gepäckstücke an. Über diesen Service freuten wir uns, denn Anke hielt die schlafende Lenia im Arm, und wir hatten zehn Gepäckstücke zzgl. Handgepäck. Dies konnte ich leider nicht im Alleingang schaffen. Erst später berichtete Anke, dass die meisten anderen Passagiere (jedenfalls die, die sich auskannten) die Serviceleistungen dieser Männer nicht in Anspruch nahmen. Kein Wunder, denn sie forderten während ihrer Arbeit mit unseren Koffern einen unverschämt hohen Betrag. Vielleicht wären sie mit dem Gepäck verschwunden, wenn ich ihnen die 50 $ nicht gezahlt hätte? Vielleicht habe ich mich aber einfach nur dumm angestellt? Man weiß es nicht. Und es geht noch weiter! Nun waren wir noch im Gebäude. Ein Koffer musste noch geöffnet werden, da bei der Kontrolle DVDs zu sehen waren, die das Personal nach Raubkopien kontrollieren wollte. Es waren keine dabei! In die anderen Koffer wurde dann nicht mehr geschaut. Die beiden Dienstleister schoben unser Gepäck nach draußen (die Sonne empfing uns mit einem Schlag Hitze) und fragten sich dann noch einmal etwas. Inzwischen waren auch der Gesamtschulleiter der Schulen in den Menno-Kolonien (er brachte uns zwei Tage später in den Chaco nach Loma Plata) und ein zukünftiger Kollege anwesend, die uns sagten, der gezahlte Betrag sei viel zu hoch, höchstens würden sie nun nochmal 20 $ geben. Dies tat ich dann auch. Ein teurer Service.

In Asunción waren wir in einem schönen Hotel namens „Los Alpes“ (deutsche Besitzer, was man an dem beinahe surrealen, grünen Bild sehen kann) untergebracht. Und nachdem sich unsere Begleiter verabschiedet hatten, waren wir auch gleich gezwungen, unsere Spanischkenntnisse anzuwenden, stotternderweise und mit Wörterbuch (niemand im Haus verstand Deutsch oder Englisch). Und zwar hatte unser Zimmer plötzlich keinen Strom mehr (also nachdem ich die Karte herausgezogen hatte, die das Zimmer aktiviert; jedoch nach dem Wiedereinsetzen tat sich nichts), mit der Folge, dass wir schließlich ein neues Zimmer bekamen. Schön war, dass wir per WLAN und Internet Kontakt mit der Heimat aufnehmen konnten. Die Kinder freuten sich über das Plantschen im Pool, und wir freuten uns am Tag der Abreise, dass wir all unsere Habseligkeiten wieder beisammen hatten, denn kurzzeitig war Ankes Fotoapparat verschwunden. (Während des Badens im Pool: "Und, Amalia, wie findest du Paraguay?" - "Schön, da ist das Meer!")
Für eine südamerikanische Großstadt ist Asunción fast schon klein und provinziell, aber eben trotzdem eine Großstadt mit allem, was dies so mit sich bringt. Wir befuhren einen Berg und konnten die Stadt und die sie umgebende Landschaft überblicken, z. B. den Rio Paraguay, aber auch die Müllkippe und die Menschen, die dort leben. Wir meldeten uns in der Deutschen Botschaft an und man beantragte die sog. „Credenciales“ für uns, die paraguayischen Persos.



Am Mittwoch, 13. Januar, vorgestern, fuhren wir heraus aus der Hauptstadt, auf den Ruta Transchaco gen Nordwesten. Ziel: Loma Plata, unser Zuhause für die kommenden zwei Jahre. Entlang dieser einzig asphaltierten Straße weit und breit: Palmensteppe, Bauernhöfe, Barracken, Raubvögel, Gänse, Pelikane, Kühe, Flamingos; zuerst überwiegend Palmen, dann mehr Laubbäume und Sträucher. Dennoch bekommt man den Eindruck, dass stets die gleiche Kulissenwand vor einem abgespielt wird. Aber es ist grün, gar nicht braun und staubtrocken. Die Spannung steigt.

Und dann blickt eine Kuh von einem großen Plakat herab und begrüßt uns: Herzlich Willkommen in Loma Plata!
(Holger) & [Anke]


Montag, 4. Januar 2010

Noch 6 Tage...

Hallo Freunde!

Demnächst werdet ihr an dieser Stelle Neues von uns aus Paraguay erfahren. Wir - für diejenigen, die sich zufällig hierher geklickt haben: WIR = Anke, Holger, Amalia & Lenia VOS - werden vom Alltag im paraguayischen Chaco (der "weiten Ebene für die Jagd") und von unseren Unternehmungen berichten. So ist jedenfalls der Plan.

Hier ein "Vorher-Foto": ;-)
Die letzten Vorbereitungen für die Reise müssen getroffen werden: Einkaufen, Packen, sich nochmal hier und dort sehen lassen... Die Verabschiedungen kommen nun täglich; und gleichzeitig strecken wir die Fühler über den Atlantik aus...
Glücklicherweise ist die Welt durch E-Mail, Skype, Blogger & co. kleiner geworden: Wir sind dann mal weg, aber irgendwie doch nicht so ganz ;-)
Auf bald!
(Holger)