Zunächst zum Coca-Problem: In Coroico im nörglichen Yungas, dem subtropischen Gebiet Boliviens, kann man beobachten, dass auch an Stellen, wo die Natur vorgeblich geschützt wird, Brandrodung durchgeführt wird, um Felder für den Anbau der Coca-Pflanze zu gewinnen. Das Problem dabei ist, dass die Coca-Pflanze den Boden zerstört, sodass er unbrauchbar wird. Nachdem die Coca-Pflanze alle Nährstoffe aus der Erde entzieht, kann dort nur noch spärliches Gras wachsen. Warum machen die Bauern das? Mit Coca lässt sich richtig viel Geld machen, denn die meisten Coca-Blätter werden in einem komplizierten chemischen Prozess zu Kokain (für ein Gramm der Droge benötigt man etwa drei Seesäcke voller Coca-Blätter). Die Bauern verzichten immer mehr darauf, Früchte anzubauen. Unser Reiseleiter erzählte von einem Dorf im südlichen Yungas, wo der Coca-Anbau schon fast das ganze Dorf ruiniert hat: Da die Coca-Pflanze sehr viel Wasser verbraucht, sind mittlerweile alle Wasserquellen versiegt. Über kurz oder lang wird der Coca-Anbau den ganzen wunderschönen subtropischen Urwald um Coroico zerstören. Die Lösung: bessere Alternativen als Coca, Obstanbau subventionieren, Naturschutz durchsetzen, Korruption bekämpfen…
Nun zur oben gestellten Frage. Was uns in allen Hotels, die wir in Bolivien bezogen, negativ auffiel, war, dass es keine Ersatz-Klopapierrolle gab, mit der Folge, dass man sich immer mit Taschentüchern aushelfen musste, und dass selbige auch noch Menthol-Aroma hatten, machte es nicht wirklich besser ;-)
Auf dem Weg nach Coroico passierten wir eine Kontrollstation; dort wurde geprüft, ob man übermäßig viel Benzin und Toilettenpapier dabei hat – damit macht man sich nämlich der Kokainherstellung verdächtig (man benötigt Benzin o. ä. sowie Klopapier zu dessen Herstellung).
Mit dieser Information dachte ich eine Erklärung für den Toilettenpapiermangel in den Hotels gefunden zu haben, nämlich dass das Kokain etwas damit zu tun hat (Möglichkeit A: Putzfrauen verdienen sich was extra, indem sie die für die Zimmer vorgesehenen Klopapierrollen einer rentableren Verwendung zuführen; Möglichkeit B: Hotels wollen sich nicht verdächtig machen bzw. haben Order, die Kokainherstellung nicht zu fördern, und enthalten den Gästen deshalb die Ersatzrolle vor); und ich fragte Erich (unseren Reiseleiter), ob ich damit Recht hatte. Doch der verneinte und erklärte diesen notorischen Mangel an einem wichtigen Alltagsutensil mit kulturellen Eigenheiten der Bolivianer. – Meine Erklärung hätte ich spannender gefunden…
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