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Familie VOS schrieb aus dem paraguayischen Chaco, 2010-2011.



Donnerstag, 21. Juli 2011

Bolivien-Exkurs 1: El Alto, Aymara u. a.

Bolivien ist etwa doppelt so groß wie Paraguay und hat in etwa auch doppelt so viele Einwohner, nämlich 11 Millionen. Überhaupt gewinnt man (in diesem Falle ich, Holger) den Eindruck, dass in Bolivien alles irgendwie doppelt so viel wie in Paraguay ist: mehr tolle Landschaften, Berge, Flüsse; mehr Leute, die die Gegend vermüllen, mehr Tigo-Werbung (Telefongesellschaft), mehr Touristen, mehr Sehenswürdigkeiten… Die folgenden Angaben basieren auf den Informationen unseres Reiseleiters und unseren subjektiven Eindrücken.

Sucre ist die Hauptstadt, doch die wichtigste und größte ist La Paz, u. a. weil dort der Regierungssitz ist. Bevölkert ist Bolivien hauptsächlich von Bolivianern und (v. a. Rucksack-) Touristen ;-); die Bolivianer setzen sich aus Lateinbolivianern (letztlich spanischstämmig) und verschiedenen indigenen Gruppen zusammen; die einflussreichste ist die der Aymaras. Dieses Volk ist laut unserem Reiseleiter ein sehr stolzes und kriegerisches Volk. Heutzutage führen sie keine Kriege mehr; stattdessen blockieren sie ganze Straßen, um ihre Interessen durchzusetzen bzw. auf sie aufmerksam zu machen. So erlebt auf der Fahrt nach Uyuni und dem anliegenden Salzsee (Salar): Unser Reiseleiter suchte mindestens eine Stunde nach einem Zugang zur Asphaltstraße, die aus El Alto führt. Auf den blockierten Stellen der Straße standen vorwiegend Aymara, die uns mit aggressiven Gesten zur Umkehr zwangen. Auch brennende Reifen sah man.

So wirken die „bolivianischen Indianer“ so ganz anders als jene, denen wir in Paraguay begegnet sind: erstere aggressiv und stolz, in der Regierung maßgeblich beteiligt und insofern mächtig; letztere sind faktisch (auch wenn man es seitens der offiziellen Seite gerne verdrängt) die untere, unterdrückte Schicht Paraguays.

El Alto, früher ein Stadtteil von La Paz, ist ein schnell wachsendes Phänomen: Überwiegend stellt diese Stadt, die zwei Millionen (!) Menschen beherbergt,ein Labyrinth aus immer unfertig scheinenden Backsteinbauten, Erdstraßen und Müllbergen dar. Ein Reisender muss hier zwangsläufig scheitern: ein Chaos, aber irgendwie – für die Einhemischen – geordnet. Hauptsächlich ist El Alto, wo auch der Flughafen von La Paz liegt, von Aymaras bevölkert. Auf den ersten Blick, wie gesagt, Armut und Müll, doch so ist es laut unserem Reiseleiter nicht: Hier ist recht viel Geld, nur wollen die Leute es nicht zeigen, dass es ihnen gut geht. Sie streben nicht nach optischem Luxus; fast alle Häuser sehen gleich aus: Block unten mit Garagentür für einen Laden, das erste Stockwerk reserviert für eine Kneipe o. ä., darüber Wohnungen zur Miete für Leute, die in die Stadt kommen. Und irgendwann, wenn der Besitzer richtig viel Geld verdient hat – nach ein oder zwei Jahrzehnten –, kommt ganz oben auf den Backsteinbau ein Chalais. Einige dieser „fertigen“ Häuser konnten wir bestaunen. – El Alto wächst, ganz ohne Abwassersystem und Kläranlage! Undenkbar in good old Germany.

Womit man in El Alto bzw. in ganz Bolivien schnell viel Geld verdienen kann, ist offenbar der Schmuggel und das Drogengeschäft. Selbstverständlich machen nicht alle krumme Geschäfte,aber Schmuggel scheint ein wichtiger Wirtschaftszweig zu sein. Benzinschmuggel erlebten wir live am Titicacasee: Weil in Peru der Sprit so teuer und in Bolivien so billig ist, waren zahlreiche Bolivianer an einer Tankstelle damit beschäftigt, Benzinkanister zu füllen, um sie dann später auf dem See mit Peruanern gegen Geld zu tauschen.

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