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Familie VOS schrieb aus dem paraguayischen Chaco, 2010-2011.



Donnerstag, 22. April 2010

CSLP

Schule
Es ist wohl an der Zeit, mal etwas zu unserer Arbeit am Colegio Secundario Loma Plata zu schreiben.
Wie bekannt sein dürfte, bin ich (Holger) mit einer vollen Stundenanzahl hier beschäftigt, d. h. 28 Deutschstunden á 40 Minuten. Ich unterrichte zwei 8. Klassen, eine 9. und drei Kurse im Bachillerato (Oberstufe); dazu kommt noch ein sog. Stützkurs für leistungsschwächere Schüler in Deutsch. Anke unterrichtet eine 8. Klasse in Deutsch und hat zwei Kunst-Kurse. Alles in allem viel Arbeit unter der Woche. Dafür haben wir am Wochenende oft Zeit für kleinere Unternehmungen und längere Einkäufe - sofern keine oder wenig Arbeit fürs Wochenende übrig geblieben ist -, (so wie am vergangenen Samstag in Filadelfia, wo wir in einem Buch- und Andenkenladen einige schöne, kunstvoll von paraguayischen Ureinwohnern gefertigte Holzartikel erwarben).
Was die Unterrichtsthemen angeht, so ähneln sie zu einem großen Teil dem, was auch in Deutschland gemacht wird (zum Beispiel Buchvorstellungen, Verfassen von Inhaltsangaben und Bewerbungsschreiben; die Themen Reisen, Arbeit und Globalisierung in den höheren Kursen). Anke hat, was sie freut, weitgehend freie Hand in Kunst.
Zwar sind die Klassenräume recht spartanisch eingerichtet (Tafel, Pult, Stühle und Tische), doch ansonsten verfügt die Schule über alle Dinge, die man für den Unterricht benötigt, so z. B. Laptops und Beamer, Overhead-Projektoren. Weiterhin haben wir einen PC-Raum und eine gut eingerichtete Bibliothek.
Anfangs noch sehr zurückhaltend, so sind die Schüler mittlerweile aufgetaut und zeigen manchmal problematische Verhaltensweisen. Beispielsweise werden die Hausaufgaben nachlässig oder gar nicht erledigt, im Unterricht wird gequatscht, und in manchen Fällen mangelt es an Respekt. Etwas Gutes hat das allerdings: Dahingehend ist es wie zu Hause ;-)

Informationsveranstaltung und Deutschlehrerrunde in Filadelfia
Am vorletzten Samstag lud uns die Fachschaftsberaterin Deutsch, die für den Chaco zuständig ist, zu einer Einführungsveranstaltung ein, die wirklich - wenn auch berufsfern - recht informativ und interessant war. So erfuhren wir (also meine deutschen Kollegen, die ebenfalls relativ neu sind im Chaco, und ich) Interessantes über die Geschichte der drei Mennoniten-Kolonien, über Landwirtschaft, über Wasser- und Energieversorgung. Auch hörten wir, dass die (Erdnuss-) Ernte in diesem und im vergangenen Jahr besorgniserregend klein ausfiel, wegen der geringen Niederschläge; wir lernten etwas über die Sesamverarbeitung und über eine Organisation, die die Zusammenarbeit zwischen Indio-Siedlungen und Mennoniten-Kolonien fördert und koordiniert.
Und auf Anraten der Fachschaftsberaterin kaufte ich Chlortabletten für unsere Zisternen, da es möglich sei, dass man aufgrund bestimmter Bakterien im Zisternenwasser z. B. eine Mittelohrentzündung bekommen könne. Sofort dachte ich an Amalia und Lenia, die vor einigen Wochen genau deshalb beim Arzt waren. Nun riecht unser Badezimmer nach Schwimmbad!
Jeden Donnerstagnachmittag gibt es entweder Dienstbesprechungen, Fachgruppensitzungen, oder, wie vergangenen Donnerstag, ein Treffen der Chaco-Deutschlehrer mit der Fachschaftsberaterin in Filadelfia. Es ging um kreative Sprech- und Schreibanlässe; es waren ein paar nette Übungen dabei. Beispiel: Ein absurdes Produkt erfinden und ein Gegenüber davon überzeugen, das Produkt zu kaufen – fast gelang es mir, einen Tipp-Ex-Drucker unter die Leute zu bringen :-)

Elternabend
Am Donnerstag in der letzten Woche erhielten die Schüler Info-Blätter, die über ihren momentanen Leistungsstand informierten. Tags darauf fand ein Elternabend statt, um kurz vor sieben. Dank der Zeitumstellung ist es um diese Zeit schon dunkel. Selten habe ich einen so schönen Mond gesehen: eine dunkle Scheibe, die sich vom schwarzen Himmel absetzte, mit einem ganz schmalen, angeleuchteten Rand.
Zunächst informierten meine Kollegin (hauptsächlich) und ich (ein bisschen) einige Eltern über die Deutschlandreise, die achtzehn Schüler aus dem zweiten Oberstufenkurs im November unternehmen werden. Für sie geht´s am 21. November auf nach Deutschland, und wir begleiten sie.
Meine Kollegin sagte in Bezug auf Elternabende einmal, dass, wenn niemand mit einem sprechen wolle, alle mit dem Unterricht zufrieden seien. Ich hatte an dem Abend viel freie Zeit für das Korrigieren von Arbeiten, kann also wohl so weitermachen wie bisher ;-)

(Schul-) Aktivitäten
Das kommende Schuljahr hält noch zahlreiche Zusatzaktivitäten für uns bereit. So erwartet uns morgen, Freitag, ein Vorlesewettbewerb der achten Klassen der Kolonie Menno und am Tag darauf ein Lehrerausflug. Im Juli findet das sog. musische Treffen statt, ein kreativer Wettstreit zwischen den deutschen Schulen Paraguays, dann ein interkoloniales Lehrertreffen mit Workshops in Neuland, später, nach den Winterferien im Juli, folgt die Argentinische Deutschlehrerkonferenz in Buenos Aires, und und und… Ja, nicht zu vergessen: Wir bekommen auch noch Besuch!! Wunderbar! Es wird also nicht langweilig werden.
(Holger)

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