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Familie VOS schrieb aus dem paraguayischen Chaco, 2010-2011.



Sonntag, 25. April 2010

Lehrerausflug

Samstagmorgen, 7:20 Uhr
Wo es in Deutschland schon Probleme gibt, die Lehrer an den Präsenztagen (kurz vor Ende der Sommerferien) zu motivieren, einen gemeinsamen Ausflug zu unternehmen, so traf sich hier in Loma Plata gestern – Samstag – um 7:20 Uhr Ortszeit fast das gesamte Kollegium, um gemeinsam den Vormittag zu verbringen, mit eventueller Verlängerung in den Nachmittag, Abend oder gar Übernachtungsmöglichkeit.
Schnell ging es los, denn es stand viel auf dem Programm. Zunächst sahen wir uns bei der Laguna Capitan eine Rinderzuchtstation an – wir hatten ja persönlich gehofft, das Vogelschutzgebiet gezeigt zu bekommen. Da wir ja die einzigen im Kollegium sind, die kein Spanisch sprechen, es aber einige Lehrer gibt, die kein Deutsch sprechen, wurde alles auf Spanisch erläutert. Für uns und die Kinder also nicht so informativ, aber wir konnten die hier ansässigen Brahmanbullen mal aus der Nähe betrachten – so ein Tier wiegt um die 1000kg und ist einfach riesig. Die Kühe und Kälber sind kleiner, jedoch weitaus störrischer.Ein riesiger Bulle kann mühelos von einem Arbeiter geführt werden, für die „Kälber“ waren immer zwei bis drei Männer notwendig.
Ein Größenvergleich zwischen Bullen und Mensch links und einem neunmonatigen Kalb - dieses war leicht zu führen - und Mensch.



Weiter ging es zur Fortin Isla Poí, einem Schauplatz des Chaco-Krieges (1932-1936). Von der ehemaligen Festung – einer der größten – ist nach der Bombardierung im Krieg lediglich ein Ruinenstück des Soldatenhospitals erhalten geblieben. Auf dem Gelände lebt seit über 40 Jahren ein Mann mit seiner Familie, der sich – wie er erklärte, mehr freiwillig als gegen Bezahlung der Regierung – um die Erhaltung dieses geschichtsträchtigen Ortes bemüht.

Überreste der Fahrzeuge aus dem Chacokrieg.


Nur ein paar hundert Meter weiter befindet sich die Pflanzenversuchsstation Isla Poí; hier sahen wir unsere ersten Baumwollfelder und bekamen von einer Kollegin, die als Kind immer Baumwolle pflücken musste, demonstriert, wie diese fachgerecht aus der Blüte geholt wird.

Baumwollblüten


Außerdem gab es Kafirfelder – ein Getreide, aus dem v. a. Schwarzbrot gemacht wird, aber auch als Tierfutter dient –, Grapefruitbüsche, Olivenbäume – bei denen versucht wird, dass sie auch in Paraguay Früchte tragen; dazu benötigen sie eine mindestens zweiwöchige Winterruhe von unter 20 Grad, was hier aber nicht vorkommt – und vieles mehr.

Kafirpflanzen (Kafir = Hirse?)

Im Anschluss daran machten wir uns auf zum letzten Programmpunkt des Ausflugs: Campo Maria. Im Gegensatz zu einigen Kollegen kannten wir diesen Ort ja schon, und für uns war es der vierte Besuch. Zu unserer Verwunderung sind immer wieder die Menschen, die hier leben, erstaunt darüber, wie „mutig“ wir sind, alleine dort eine Nacht zu verbringen. (Im Nachhinein betrachtet: Wir wussten ja über viele Tiere noch gar nicht Bescheid, etwa die schwarzen Witwen oder Vogelspinnen. Wahrscheinlich hätten wir es aber trotzdem gemacht, aber mit Giftspray bewaffnet!)

In Campo Maria gab es Mittagessen: Asado – gegrilltes Fleisch – und Beilagen (Gurken und Brot); da wir das wussten, haben wir uns unser Essen mitgebracht (Pizza ;-)), die Kinder wollten aber natürlich auch das Fleisch essen. Danach war offiziell Schluss, die meisten gingen noch spazieren, es wurde sich unterhalten, wir sind wieder etwas hoffnungsvoller bezüglich unserer Suche nach jemandem, der uns das Spanische etwas näher bringen kann, und ich habe mich über Ausflugsziele und eines meiner bevorzugten Themen hier unterhalten: Viechzeug. Ein Kollege sagte mir, ihre Lösung – gegen die vielen Klapperschlangen bei ihnen – seien Katzen. Sie haben sieben – wir versuchen es dann erstmal mit dreien; es sind ja auch nur Skorpione bei uns, und keine Klapperschlangen. Auch wenn die Stiche von den kleinen Skorpionen mehrere Wochen Schmerzen bereiten können – wie ein anderer Kollege erzählte – und sie doch größere Ausmaße hier annehmen können, als wir dachten – was eine Kollegin ergänzte. Naja, es sind ja schon weniger geworden…

Kaiman in Tachamar

Auf der Rückfahrt haben wir unser erstes lebendiges, in freier Wildbahn lebendes Krokodil gesehen. Wir hatten einem Kollegen erzählt, dass wir bisher erst eins gesehen haben, und das war schon länger tot. Er sagte darauf, er habe auf der Hinfahrt ein ganz kleines gesehen und beschrieb uns, wo; es war noch da.
Fotos von diesem Lehrerausflug findet ihr in der entsprechenden Diaschau.
(Anke)

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