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Familie VOS schrieb aus dem paraguayischen Chaco, 2010-2011.



Montag, 5. April 2010

Hin und wieder zurück

Osterausflug – Asunción und Umgebung
Tag 1 – Donnerstag
Der Vormittag war mit Packen und Auto-Vorbereiten voll ausgefüllt, aber wir schafften es, gegen 12 Uhr auf der Ruta 9 (Transchaco) an der Tankstelle zu sein. Das war der Treffpunkt mit den deutschen Kollegen, die aus Filadelfia zu uns stoßen wollten. Nach einer kurzen Abstimmung, in welcher Reihenfolge wir fahren – wir wollten in die Mitte, da unser Auto in letzter Zeit immer lauter wird –, ging´s los.
Rot gekennzeichnet die Strecke von Loma Plata nach Asunción

Vorbei an Palmenhainen, Armensiedlungen und Mautstationen; durch Polizeikontrollen kamen wir glücklicher Weise nicht, denn unsere Kennzeichen sind ja immer noch nicht da, und wir würden mit Sicherheit nicht durchgewunken.

Palmenhain an der Ruta 9


In Pirahu (Pozo Colorado), also nach etwa halber Stecke, machten wir eine Tank-, Toiletten- und Eis-Pause, um uns dann auf die zweite und letzte Etappe zu begeben. Durch Villa Hayes hindurch ist es nur noch kurz bis zur Puente Rio Paraguay. Diese Brücke ist praktisch das Tor nach Asunción und von ihr aus erhält man einen ersten Blick auf die Skyline der paraguayischen Hauptstadt.
In Asunción wurde es etwas komplizierter. Wir wussten zwar relativ schnell, wo wir waren, verpassten jedoch die Straße, in die wir abbiegen mussten, und suchten dann eine Möglichkeit umzudrehen. Diese war über Kilometer gar nicht gegeben, da die Straßen durch eine Erhebung in der Mitte getrennt waren und wir nicht in die kleinen Seitenstraßen (Einbahnstraßen) einbiegen wollten. Wer weiß, wie man da wieder rauskommt, gerade weil auch Straßenschilder meist nicht vorhanden sind und selbst in den genaueren Karten ein Großteil der Straßen nicht eingezeichnet ist. Also fuhren wir bis zur nächsten Möglichkeit umzudrehen, ordneten uns an einer Ampel links ein und warteten auf eine Lücke im Gegenverkehr, während wir uns von wütenden Verkehrsteilnehmern, die hinter uns standen, beschimpfen lassen mussten – schöner Einstieg in den Urlaub. Dann drehten wir um, verpassten die Straße erneut und drehten wieder. Diesmal bogen wir rechtzeitig ab.
Im Hotel – deutschsprachig! – angekommen, hieß es, es seien nur zwei Zimmer auf unseren Namen reserviert, aber wir hätten Glück, ein drittes sei noch frei (per E-Mail hatte man uns die Reservierung von drei Zimmern bestätigt). Das freute uns.

Blick auf die Pools des Hotels "Portal del Sol"

Also bezogen wir unsere Zimmer und erholten uns dann erst einmal im Pool von der doch recht anstrengenden Fahrt. Wenn man vorher durch den „Moloch“ der Stadt gefahren ist, kann man kaum glauben, dass man sich immer noch an diesem Ort befindet, wenn man im schönen grünen Innenhof mit Palmen, Bäumen und Blumen im Pool badet.
Zum Abendessen gab es ein leckeres Buffet und danach, als die Kinder schliefen, nettes Zusammensitzen mit Planung des nächsten Tages und Ausklingenlassen des Abends mit einem Bierchen – es lebe das weltbeste Babyphon, das so etwas möglich macht!
Tag 2 – Freitag:
Rot gekennzeichnet die Route von Freitag, grün gekennzeichnet die Route von Samstag.

Nach einem schönen Frühstücksbuffet mit gutem Kaffee, Obst und sogar Kuchen machten wir uns auf den Weg nach M´Batovi, einem Kletterpark, der auch für die, die unten bleiben landschaftlich sehr schön sein sollte und wo man laut Internet ohne Anmeldung hinkommen kann.
Wie befürchtet, startete die Fahrt mit Hin- und Herfahren in Asunción, da wir wieder die richtige Richtung nach San Lorenzo nicht fanden – es fehlten die Schilder. Endlich fanden wir die Schilder, folgten ihnen, um irgendwann wieder an Kreuzungen – auch T-Kreuzungen – zu stehen, an denen keine weitere Ausschilderung zu sehen war. Wir versuchten unser Bestes, denn unsere Karten von der Stadt und auch die vom Land waren sehr ungenau. Irgendwann bemerkten wir, dass wir uns auf der Strecke befanden, die wir für die Rückfahrt vom Klettern geplant hatten, also beschlossen wir, die Touren einfach umzudrehen und weiter zu fahren.
Eine kurze Pause legten wir hinter Yaguarón ein, wo die Menschen am Karfreitag nicht nur auf dem Friedhof waren, wie wir es auf der Fahrt oft gesehen haben, sondern offensichtlich auch auf einen Berg pilgerten.

Berg mit Pilgern bei Yaguarón (Cerro Arrua-í?)


Weiter ging´s durch Paraguari – ein fotografisch sicher sehr interessanter Ort, aber mit Kindern an Bord, die endlich raus wollen, sind wir dann einfach durch gefahren.
Endlich, nach einer kurvenreichen Bergfahrt mit überholfreudigen Paraguayern, waren wir beim Eco-Park (so etwas wie Naturschutzgebiet) M´Batovi, um am Eingang zu lesen, dass man nur mit Reservierung reinkomme, was uns der Mann am Tor noch einmal bestätigte. Super!
Und auf einmal lief dann auch noch Kühlflüssigkeit bei uns aus. Wir beschlossen, eine kurze Pause zu machen, um den Wagen auskühlen zu lassen – glücklicherweise stellte sich heraus, dass es keinen Schaden am Kühler gab – und dann den Massen von Autos, die weiter bergauf fuhren, zu folgen. Irgendetwas musste es dort ja geben.
Gesagt, getan. So landeten wir beim Parador Tourismo Chololo. Am Tor fragten wir die „Parkplatzwächter“, was es hier gäbe – ein Schwimmbad sahen wir schon mal. Außer einem Restaurant und irgendwas mit Wasser an den Füßen haben wir nichts verstanden, aber wir wagten es. Das Wasser an den Füßen stellte sich als kleiner Fluss heraus, durch den man durch die Wälder laufen konnte, das wollten wir, nachdem wir uns gestärkt hatten, machen. Also erst ins Restaurant und dann Kinder in Badekleidung und los ging´s. Leider ist dieses Gebiet ein beliebtes Ausflugsziel, sodass es ziemlich voll war. Aber je weiter man dem Flusslauf folgte, desto leerer wurde es.

Wasserfall in Chololo


Es gab viele Miniwasserfälle und auch einen größeren; die Kinder konnten sich ein wenig ins fallende Wasser setzen und am Ufer spielen. Das Laufen im Wasser war schön auch, weil es im Wasser nicht rutschig war, denn wir liefen auf Sandstein oder etwas ähnlichem. Allerdings musste man sich vor plötzlichen Löchern in den Steinen in Acht nehmen. Bei unseren Begleitern landete so eine Kamera im Wasser (aber das kennen wir ja auch).
Langsam wurde es Zeit umzukehren, und so machten wir uns auf den Heimweg. Wir nahmen die eigentlich für den Hinweg geplante Route, ließen aber die Sachen, die wir besichtigen wollten aufgrund fehlender Zeit aus. So fuhren wir durch Caacupe und sahen die Basilika, die seinerzeit (1988) Papst Joh. Paul II geweiht hatte, nur von weitem, auch auf den Ypacarai-See warfen wir lediglich einen Blick von der Straße aus.
Die Sonne stand schon sehr tief und die Ampeln waren sehr schlecht zu erkennen. So kam es, dass Holger, der auch schon etwas unkonzentriert bzw. mit den Gedanken schon im Hotel war, eine rote Ampel übersah und sie überfuhr – unsere Mitfahrer natürlich hinterher. Ein Polizist wartete schon. Er ließ sich die Papiere geben und gab uns zu verstehen, wir sollten in die Seitenstraße fahren. Das taten wir. Hier wollte er wissen, was wir denn dabei hätten: Euro, Dollar oder Guarani. Wir hatten Guarani, er überlegte und kam zu dem Entschluss, dass es 500.000 Gs pro Auto kostet, eine rote Ampel zu überfahren. Wir hatten glücklicherweise genug mit und zahlten. Das Geld verschwand schnell in einem kleinen Buch, eine Quittung konnten wir leider nicht bekommen, aber wir könnten jetzt bitte fahren – er schien uns schnell loswerden zu wollen.
Die übernächste Ampel war wieder kaum zu sehen, Holger, der nun mit den Gedanken noch bei der Begebenheit mit dem Polizisten war, legte gerade noch eine Vollbremsung hin, ein Unfall passierte knapp nicht, aber wir machten erstens Fahrerwechsel und zweitens fuhren wir jetzt hinten – Holger hatte keine Lust mehr. Es hielten sich aber erstaunlich viele Polizisten in der Nähe der Ampeln auf, die kaum zu sehen waren. Vielleicht sollten sie den Verkehr regeln, statt auf Verkehrssünder zu warten. Wir waren mittlerweile in San Lorenzo, das in Asunción übergeht. Zufällig entdeckten wir auch ein Hinweisschild auf eine Straße, die wir kannten, folgten ihm durch beängstigend enge, dreckige, heruntergekommene Gassen und fanden uns wieder, wo wir uns auskannten.
So waren wir schnell im Hotel, konnten in den Pool springen, das Buffet genießen und den Abend wieder gemütlich ausklingen lassen.
Tag 3 – Samstag:
Wieder starteten wir mit einem schönen Frühstücksbuffet und wollen heute nur einen Halbtagesausflug machen. Die Fahrt scheint einfacher, da wir wussten, wo sich die Straße befindet, die aus der Stadt führt. Allerdings war es das natürlich auch schon wieder. Dann muss man nämlich erneut abbiegen, was wir dadurch erfahren haben, dass ich auf die Schilder der Gegenrichtung geguckt habe – bei uns gab es ja keine. Und siehe da, da waren die Orte Luque – das wir passieren mussten – und auch Aregua – 13 km, das sollte ja schnell gehen – ausgeschildert. Mit einigem Hin-und-Her fanden wir den „Künstler“-Ort Aregua. Hier säumen Keramikstände die Straßen. Zum Teil ist das, was da angeboten wird, erschreckend kitschig und übertrieben bunt; aber es gibt wohl wirklich Menschen, die so etwas kaufen. Aber ich habe im Vorbeifahren auch drei ganz gute Läden gesehen.
Naja, wir wollten aber erst einmal zu dem Steinbruch, den es laut unterschiedlicher Reiseführer in dieser Form nur ein bis drei Mal auf der Welt gibt. Und nachdem wir das dritte Mal nachgefragt hatten, fanden wir den Weg auch. Ein heruntergekommener Eingang einer wohl ehemaligen Touristenattraktion, die wohl aufgegeben wurde, schien unser Ziel zu sein. Wir fuhren hindurch, ließen jedoch bald auf einer Wiese die Autos stehen, da wir mit ihnen nicht weiter kamen. Wir überlegten: weiter hoch oder runter? Wir entschieden uns für oben und hatten Recht. Nach kurzem Anstieg erreichten wir die interessanten Steinformationen. Die Steine sind in sechseckigen Stäben zu Felsformationen geschichtet. Sie scheinen abzubrechen, denn der Boden ist von Bruchstücken bedeckt. Aber nicht nur davon; irgendjemand hat wohl beschlossen, den Ort zu seiner persönlichen Müllhalde zu machen. Säcke voller leerer Weinflaschen liegen zwischen den Bergen.

Steinformationen im Cerro Chororí (Reiseführer)/ Cherro Koí (Schild am Eingang)



Wir klettern ein wenig herum, machen Pause und brechen dann auf in Richtung des Ypacarai-Sees, der größte Binnensee Paraguays, an dem der Ort Aregua liegt. Während des Herumirrens auf der Suche nach dem See machten wir legten wir eine Shoppingpause bei einem Kunsthandwerkbetrieb ein, der ganz gut aussah, und kauften eine Maske. Nicht die, die wir eigentlich wollten, weil wir befürchteten, Amalia könnte Angst vor ihr bekommen.

Blick über den Ypacaraí-See


Weiter ging´s: Zufällig fanden wir dann auch den nicht ausgeschilderten See. Von Nahem sah man, dass die Formulierung „das trübe Wasser lädt nicht unbedingt zum Baden ein“ aus dem Reiseführer untertrieben war. Wir wollten nicht mal mit den Füßen ins Wasser, wenn auch die Einheimischen badeten, fischten und die Fische direkt am Ufer grillten und verspeisten. So machten wir nur eine kurze Spielplatz- und Foto-Rast – wie so oft waren nur ein paar Spielgeräte nicht kaputt. Unter Protest unserer Kinder – denn sie wollten weiter schaukeln – ging es dann wieder los in Richtung Asunción. Und bis auf ein falsches Abbiegen in Luque, das wir aber schnell korrigieren konnten, fanden wir den Weg ohne Probleme.
Im Hotel kühlten wir uns im Pool ab, und anschließend machten wir uns auf den Weg ins nahgelegene Shoppingcenter Shopping del Sol. Wir streiften an den Läden vorbei, shoppten jedoch nicht viel. Nächstes Mal vielleicht, denn einige Sachen sahen wirklich ganz gut aus und hier ist ja alles auch preiswerter. Nicht nur die Auswahl, sondern auch die Öffnungszeiten sind hier ein wenig anders als im Chaco: Mo-So 7.30 - 22 Uhr. Schön! Ohne Mittagspause und nicht um halb sechs Schluss:

Shopping del Sol in Asunción


Schön war dann auch noch das Abendessen bei Burger King bzw. Pizza Hut – mal was anderes!
Und als es dunkel war, fuhren wir wieder zum Hotel, im Rückspiegel das hell und bunt erleuchtete Einkaufszentrum, das genauso gut auch in Westeuropa oder Nordamerika stehen könnte – hier in Asunción passt es eigentlich gar nicht so gut rein, wenn man bedenkt, dass es hier Zehnjährige gibt, die die Windschutzscheiben an der Ampel für ein paar Gs. putzen.
Tag 4 – Sonntag:
Wir standen früh auf, um vor dem Frühstück zu packen und die Mädchen noch ein bisschen Ostereier suchen zu lassen.
Dann, nach dem Buffet, bei dem es heute Laugenbrezeln gab, fuhren wir im kalten Asunción los. Der Herbst scheint doch angekommen zu sein; 21 Grad mit Wind und Nieselregen, das hatten wir in unserer ganzen Zeit in Paraguay noch nicht erlebt. Aber wir waren ja auch fast ausschließlich im Chaco. Dort würde uns sicher die altbekannte Hitze erwarten.
Ich wollte noch einmal kurz auf den Friedhof, der sich ein paar Straßen entfernt vom Hotel befindet. Die Friedhöfe in Asunción bestehen nur aus kleinen Gruften, was ich mir mal anschauen wollte. Allerdings dort angekommen, merkten wir, dass nicht nur Karfreitag, sondern wohl auch Ostersonntag der Friedhof Treffpunkt der Familien ist. Neben fast allen Gruften stand ein Auto und Leute mit Klappstühlen saßen dort und lasen oder unterhielten sich. Nach ein paar Metern kehrten wir um. Vielleicht stört man zu anderer Zeit nicht so, mal schauen.
Also weiter; Holger hatte die Idee, die Puente Rio Paraguay zu Fuß zu überqueren, also suchten wir uns einen Stellplatz für die Autos – was zu unserer Überraschung ganz problemlos ablief – und gingen los. Bis zur Mitte liefen wir auf dem engen Fußweg neben der Fahrbahn. Man musste immer über Löcher im Boden steigen und an einer Stelle, die etwa einen halben Meter breit war, fehlte das Geländer – unfassbar.


Skyline von Asunción - Blick von der Puente Rio Paraguay


Der Blick auf die Stadt war getrübt wegen des Wetters, aber man konnte trotzdem ein paar Bilder machen.
Dann machten wir uns auf in Richtung Chaco; wieder vorbei an Palmenhainen – teilweise brennend – und Armensiedlungen. An den Mautstationen mussten wir nicht zahlen, und bei einer Polizeikontrolle hatten wir Glück, denn die Polizisten waren beide gerade mit anderen Autos beschäftigt.
In Pirahu (Pozo Colorado), auf halber Strecke, machten wir wieder Pause, diesmal auch Empanadas con Verdura (Teigtaschen mit Gemüsefüllung). Meine Frage „Los empanadas con cebolla y napolitana son con carne o sin carne?“ wurde nicht verstanden. Ich finde, ich habe gut gefragt.
Gegen 16 Uhr waren wir endlich zu Hause, die Kinder hatten auch keine Lust mehr zu fahren und wir schon gar nicht. Während der ganzen Fahrt wichen die Wolken nicht vom Himmel – wir hatten uns getäuscht: Auch im Chaco war (bzw. ist) es bewölkt und geradezu kühl, fast schon zu kühl ;-)
Fazit: Etwas zu viel Aufwand für etwas zu wenig Effekt. Schön wieder da zu sein, aber der nächste Ausflug ist in Planung!
(Anke & - ein bisschen - Holger)

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