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Familie VOS schrieb aus dem paraguayischen Chaco, 2010-2011.



Freitag, 14. Oktober 2011

Aus "Menno informiert", Teil 2

MENNO informiert, Nr. 4, 2011, aus der Reihe „Erlebt und erzählt“

(In dem oben genannten Info-Blatt der Kolonie Menno gibt es eine Reihe, in der Bürger der Kolonie von ihren Erlebnissen berichten. Die folgenden Tragödie, die sich vor einiger Zeit hier abgespielt hat, gebe ich hier unverändert wieder.)

„Tere und Frida, die zwei Schwestern

Tere ist drei Jahre als und Frida ist gerade zwei Monate alt. Tere ist sehr krank. Die Mutter ist mit den beiden Mädchen nach einer Siedlung gebracht worden, wo eine Krankenschwester ist. Sie kann nicht feststellen, was Tere fehlt. Sie ist sehr blass, will nicht essen, hat einen großen Bauch und Durchfall. Sie kann auch gar nicht mehr gehen.

Da fährt gerade ein Gesundheitsteam, von Mariscal, in diese Siedlung. Die Siedlung liegt etwa 280 km von Loma Plata entfernt. Die Krankenschwester fragt, ob sie die Mutter mit Tere und Frida mitnehmen können, denn sie hat eine verheiratete Tochter in Filadelfia. Das Team berät darüber, denn die Camioneta ist sehr voll, sie darf mitfahren, aber ohne Frida, den Säugling, (das war ein großer Fehler, denn dort gibt es keine Kuh zum Melken, niemand hat Milch für so ein Baby, aber, die Mutter will Hilfe für Tere, da sagt eine ihrer Schwestern, sie wird sich um Frida kümmern). Tere und Mama fahren ab.

Als sie dann wieder im Büro sind, ruft die verantwortliche Person mich an, und meldet, das Don Pablino´s Frau und Tochter Tere in Filadelfia sind. Tere ist sehr krank.

Ja, Don Pablino war vor 3 Jahren unser Tuberkulose (TB) Patient, alsTere ein Baby war; und da musste ich gleich denken, ob Tere jetzt vielleicht auch die Krankheit hatte? Sie hatte als Baby von jener Krankenschwester die Impfung erhalten, aber die hilft nicht, um die Krankheit vorzubeugen, sondern soll helfen, wenn das Kind TB hat, dass es nicht schwerkrank wird.

Ich besuchte diese Leute nun in Filadelfia bei Don Pablino´s Tochter. Alles war so traurig: Tere war so krank und die Mutter wollte so gerne ihr Baby Frida haben, das so weit entfernt bleiben musste. Das war auch nicht in Ordnung. Ein Säugling muss nie von der Mutter entfernt werden. Erst recht nicht, wenn keine Milch für sie da ist. Dafür hab und werd ich immer streiten, aber leider war ich in diesem Fall nicht dabei.

Tere hatte während Mutter´s Schwangerschaft viel gehungert, weil die Mutter oft nicht Lust hatte zum Kochen, sie hatte sich sehr schwach gefühlt, und wenn der Vater nicht Arbeit hatte, war kaum was zum Kochen da, so hatten sie sich durch die Schwangerschaft geschleppt. Und bei dem Besuch finde ich eine schwerkranke Tere vor. Es war nun klar, dass die TB Bazillen hier an der Arbeit waren. Sie hatten ihre Lungen, Darm und Leber befallen, daher der große dicke Bauch mit Durchfall. Auch hatte sie Husten und Fieber.

Zusammen mit dem wunderbaren Gesundheitsteam in Filadelfia, konnte Tere ihre TB-Behandlung beginnnen und weiterführen. Das Team ging so liebevoll mit ihr um, dass sie bald anfing zu essen und auch zu lächeln.

Aber Frida ging es dort weit entfernt sehr schecht. Es war wirklich so, wie gesagt, da war keine Milch zu finden, die Tante gab ihr Zuckerwasser, und bald darauf starb Frida. Schwer zu verstehen, der Säugling musste für das 3 jährige Schwesterchen sterben, nicht wahr? Während Tere ganz geheilt werden konnte.

Tere ist heute ein sehr wackeres Mädchen, macht gute Fortschritte in der Schule und will noch mal Krankenschwester werden, um ihren Leuten zu helfen.

Wer will mit ihr zusammen in jener verlassenen Gegend als Krankenschwester arbeiten?

(Dra. G. H.)“


Anmerkungen:

Caminoeta = Lastwagen, der auch zur Personenbeförderung genutzt wird

„Ein Säugling muss nie…“ soll heißen: „Ein S. DARF nie…“

Hier haben wir es mit einer richtigen Tragödie zu tun, die in Deutschland bzw. Europa höchstwahrscheinlich nicht passiert wäre. Derjenige, der entschieden hat, das Baby von der Mutter zu trennen, wäre wohl wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden…

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