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Familie VOS schrieb aus dem paraguayischen Chaco, 2010-2011.



Freitag, 8. Oktober 2010

Aus der Schule I: DSD u.a.

Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu. Die großen Veranstaltungen, wie zum Beispiel das 11. Musische Treffen, sind vorbei, und auch die Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom. Vergleicht man den Verlauf eines Schuljahres am CSLP mit einem Jahr an einer Schule in Deutschland (wir haben ja vor unserem Aufenthalt hier einige Schulen in D. kennen gelernt), so wird ganz deutlich, dass es hier viel mehr außerunterrichtliche Aktivitäten gibt, mit der Folge, dass es schon stressig ist, für die Schüler und die Lehrer, Unterricht, also das "Kerngeschäft", und die anderen Dinge (Sportturniere, Ausstellungen, sonstige Wettbewerbe...) unter einen Hut zu kriegen... Meiner Meinung nach ist das zuviel, sodass ich froh bin, dass es nun ruhiger wird.
Ziemlich arbeitsreich für uns Deutschlehrer hier an der Schule ist das DSD, das Deutsche Sprachdiplom.
Im DSD gibt es vier Prüfungsteile:
- Leseverstehen,
- Hörverstehen,
- schriftliche und
- mündliche Kommunikation.
Die Schüler müssen beim Lese- und Hörverstehen zeigen, dass sie die dargebotenen Texte inhaltlich verstanden haben; bei der schriftlichen Kommunikation ist ein Aufsatz gefragt, und im Rahmen der mündlichen Kommunikation sollen sie ein Referat halten.
Sie werden in der neunten Klasse auf dem DSD-I-Niveau geprüft; am Ende der Oberstufe (Bacillerato) gibt es die DSD-II-Prüfung. Die Stufen folgen der Einteilung von Niveaus nach dem europäischen Referenzrahmen für das Erlernen von Fremdsprachen: von A1 (elementare Sprachverwendung - Anke und ich sind wahrscheinlich in Bezug auf Spanisch noch unter diesem Niveau) bis C2 (die höchste Kompetenzstufe, die nicht jeder deutsche Muttersprachler ereicht). Die DSD-Prüfungen sind Stufenprüfungen, d.h., dass ein Schüler je nach den erreichten Punkten bei der Prüfung entweder eine grundlegende Stufe, die nächsthöhere Stufe erreicht oder auch gar nicht. So gibt es bei DSD-I die Stufen A2 und B1, bei DSD-II die Stufen B2 und C1. Das Nichtbestehen ist hier an der Schule glücklicherweise recht selten, weil die Schüler "Quasi-Muttersprachler" sind aufgrund ihres "Plautdietsch" - dennoch bedeutet das nicht, dass sie sich nicht anstrengen müssen bei der Prüfung. Dies gilt insbesondere für die DSD-II-Prüfung, bei der die Schüler diskursives Denken zeigen müssen (also die Kompetenz, das Für und das Wider einer Sache zu bedenken und zu versprachlichen), und hier treten häufig Schwierigkeiten zutage, weil diese Kompetenz im außerschulischen Kontext einfach nicht gefragt ist. Als Lehrer aus Deutschland bin ich dann auch auf (Denk-) Barrieren gestoßen, deren Existenz mich verwunderte, weil sie bei uns als überholt gelten...
(Holger)

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