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Familie VOS schrieb aus dem paraguayischen Chaco, 2010-2011.



Sonntag, 28. Februar 2010

Das war knapp

Augen auf in der Wildnis
Das Wetter war schön, nicht zu heiß und ohne Regen, also wollten wir raus. Wir konnten auf das Land unserer Kollegin fahren, um spazieren zu gehen usw. (Falls sich jetzt der Paraguay- bzw. Chaco-Unkundige fragt, warum wir nicht einfach irgendwo anders spazieren gingen/gehen: Hier gibt es keine Natur, die nicht besessen wird. Alles ist eingezäunt. Man kann hier nicht im Wald, auf Feldwegen etc. spazieren gehen. An den Straßenrändern verlaufen Zäune, überall, ohne Unterbrechung. Man kann also auf der Straße spazieren, wo Autos an einem vorbei rasen und Staub aufwirbeln oder – wenn man Glück hat so wie wir – zu jemandem aufs Land fahren.
Also fuhren wir. Nach kurzem Spielen wollte Amalia sich die Hände waschen und ging vor zum Wasserhahn. Lenia lief mit, wir glücklicherweise dicht dahinter. Denn plötzlich entdeckte ich nah – viel zu nahe – an meinen Kindern eine – noch – friedlich zusammengerollte Schlange. Ich rief und zog die Kinder sofort zurück, die Schlange schien uns bemerkt zu haben, bewegte sich jedoch nicht. Aber wir gingen lieber weg.
Ich habe natürlich nachgeforscht, was es für eine Schlange war; ich zitiere aus einem Buch:
„Das wohl gefährlichste Tier im Gran Chaco ist die Diamantklapperschlange. Die meisten tödlichen Bissunfälle gehen auf ihr Konto. Ihr Gift beinhaltet Toxine, die auf das zentrale Nervensystem wirken und zu Lähmungen und Schock sowie Ausfällen zentraler Organe und Nierenversagen führen.“ (Vinke/Vinke (2008): Der paraguayische Gran Chaco. Dauvi-Verlag, Bergheim.)
Im Internet habe ich auch gelesen, dass sie mit über 200 km/h nach vorne schnellt, wenn sie zubeißt – sobald Gefahr droht. Es war die ganze Zeit ruhig und dann kamen meine Kinder relativ schnell sehr nahe, ich denke, sie hätte das als Gefahr interpretieren können. Wir lassen die beiden nicht mehr vorgehen! Wir sind wirklich froh, dass wir mit dem Schrecken davon gekommen sind; auch wenn der im erst im Nachhinein kam, als wir erforscht hatten, was es für eine Schlange war.
Naja, danach waren wir mutig und Holger wollte auch mal eine Schwarze Witwe sehen. Sie war noch da und sah gefährlich aus. Aber auch ihr sind wir natürlich nicht zu nahe gekommen. Wir spazierten weiter, entdeckten im „Urwald“ der Fenz allerlei interessante Gewächse und Tiere – Minifrösche, Riesenkäfer – wurden jedoch leider durch einen Wassergraben aufgehalten, der wohl durch den letzten starken Regen entstanden war. Erst im Nachhinein fielen mir die Kaimane und Wasserschlangen ein, also ging ich nah ran. In den Wasserpflanzen entdeckte ich Schaumballen und erinnerte mich, darüber bereits etwas gelesen zu haben.
Ich zitiere wieder: „Der Leopardfrosch versucht der Trockenheit ein Schnippchen zu schlagen, indem er […] am Gewässerrand für die Eier eine Erdhöhle baut, die er mit einem festen Schaum abdeckt. […] Beim nächsten Starkregen wird das Nest überschwemmt, und die Kaulquappen kommen frei.“ (ebd.)
Wenig später war leider der Akku der Kamera leer – ich will meine Kamera wieder!
So konnte ich Folgendes nicht mehr fotografieren: interessante große Spuren, die wir gefunden haben, die nervige Libelle – Libellen zeigen hier ein gänzlich anderes Verhalten als in Deutschland: Haben sie dich entdeckt, umfliegen sie dich die ganze Zeit und folgen dir. Warum? Evtl. Neugier? Keine Ahnung. – einen wunderschönen großen Schmetterling, Kakteenblüten, Papageien, die sich in meiner Nähe niederließen, als ich zeichnete usw.
Nachdem wir unser Mittagspicknick beendet haben, sind wir wenig später los. Haben auf dem Weg noch ein paar Pflanzen zur Verschönerung unseres Gartens vom Wegrand mitgenommen – wir haben uns vorher abgesichert, das ist okay.
Die Fotos, die gemacht werden konnten, findet man in der erweiterten Diaschau: „Reiten und allerlei Getier“.
(Anke)

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