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Familie VOS schrieb aus dem paraguayischen Chaco, 2010-2011.



Sonntag, 28. Februar 2010

Erdbeben

Hier bebte die Erde nicht
Man sollte das Beben, das Chile erschütterte, bis Sao Paolo bemerkt haben können. Wir haben jedoch nichts bemerkt - mehr noch: Erst durch eure Fragen, ob wir etwas davon mitbekommen hätten, erfuhren wir von dem Erdbeben, was belegt, wie "weit ab vom Schuss" wir hier sind. Aber es liegt eigentlich nicht am Chaco, dass wir uninformiert sind, sondern daran, dass wir hier erstens recht viel zu tun haben und es zweitens schwieriger ist, an News zu kommen.
Doch nun zu Wichtigerem. Wer helfen will, dem sei dieser Link empfohlen:
http://www.aktion-deutschland-hilft.de/index.php
(Holger)

Das war knapp

Augen auf in der Wildnis
Das Wetter war schön, nicht zu heiß und ohne Regen, also wollten wir raus. Wir konnten auf das Land unserer Kollegin fahren, um spazieren zu gehen usw. (Falls sich jetzt der Paraguay- bzw. Chaco-Unkundige fragt, warum wir nicht einfach irgendwo anders spazieren gingen/gehen: Hier gibt es keine Natur, die nicht besessen wird. Alles ist eingezäunt. Man kann hier nicht im Wald, auf Feldwegen etc. spazieren gehen. An den Straßenrändern verlaufen Zäune, überall, ohne Unterbrechung. Man kann also auf der Straße spazieren, wo Autos an einem vorbei rasen und Staub aufwirbeln oder – wenn man Glück hat so wie wir – zu jemandem aufs Land fahren.
Also fuhren wir. Nach kurzem Spielen wollte Amalia sich die Hände waschen und ging vor zum Wasserhahn. Lenia lief mit, wir glücklicherweise dicht dahinter. Denn plötzlich entdeckte ich nah – viel zu nahe – an meinen Kindern eine – noch – friedlich zusammengerollte Schlange. Ich rief und zog die Kinder sofort zurück, die Schlange schien uns bemerkt zu haben, bewegte sich jedoch nicht. Aber wir gingen lieber weg.
Ich habe natürlich nachgeforscht, was es für eine Schlange war; ich zitiere aus einem Buch:
„Das wohl gefährlichste Tier im Gran Chaco ist die Diamantklapperschlange. Die meisten tödlichen Bissunfälle gehen auf ihr Konto. Ihr Gift beinhaltet Toxine, die auf das zentrale Nervensystem wirken und zu Lähmungen und Schock sowie Ausfällen zentraler Organe und Nierenversagen führen.“ (Vinke/Vinke (2008): Der paraguayische Gran Chaco. Dauvi-Verlag, Bergheim.)
Im Internet habe ich auch gelesen, dass sie mit über 200 km/h nach vorne schnellt, wenn sie zubeißt – sobald Gefahr droht. Es war die ganze Zeit ruhig und dann kamen meine Kinder relativ schnell sehr nahe, ich denke, sie hätte das als Gefahr interpretieren können. Wir lassen die beiden nicht mehr vorgehen! Wir sind wirklich froh, dass wir mit dem Schrecken davon gekommen sind; auch wenn der im erst im Nachhinein kam, als wir erforscht hatten, was es für eine Schlange war.
Naja, danach waren wir mutig und Holger wollte auch mal eine Schwarze Witwe sehen. Sie war noch da und sah gefährlich aus. Aber auch ihr sind wir natürlich nicht zu nahe gekommen. Wir spazierten weiter, entdeckten im „Urwald“ der Fenz allerlei interessante Gewächse und Tiere – Minifrösche, Riesenkäfer – wurden jedoch leider durch einen Wassergraben aufgehalten, der wohl durch den letzten starken Regen entstanden war. Erst im Nachhinein fielen mir die Kaimane und Wasserschlangen ein, also ging ich nah ran. In den Wasserpflanzen entdeckte ich Schaumballen und erinnerte mich, darüber bereits etwas gelesen zu haben.
Ich zitiere wieder: „Der Leopardfrosch versucht der Trockenheit ein Schnippchen zu schlagen, indem er […] am Gewässerrand für die Eier eine Erdhöhle baut, die er mit einem festen Schaum abdeckt. […] Beim nächsten Starkregen wird das Nest überschwemmt, und die Kaulquappen kommen frei.“ (ebd.)
Wenig später war leider der Akku der Kamera leer – ich will meine Kamera wieder!
So konnte ich Folgendes nicht mehr fotografieren: interessante große Spuren, die wir gefunden haben, die nervige Libelle – Libellen zeigen hier ein gänzlich anderes Verhalten als in Deutschland: Haben sie dich entdeckt, umfliegen sie dich die ganze Zeit und folgen dir. Warum? Evtl. Neugier? Keine Ahnung. – einen wunderschönen großen Schmetterling, Kakteenblüten, Papageien, die sich in meiner Nähe niederließen, als ich zeichnete usw.
Nachdem wir unser Mittagspicknick beendet haben, sind wir wenig später los. Haben auf dem Weg noch ein paar Pflanzen zur Verschönerung unseres Gartens vom Wegrand mitgenommen – wir haben uns vorher abgesichert, das ist okay.
Die Fotos, die gemacht werden konnten, findet man in der erweiterten Diaschau: „Reiten und allerlei Getier“.
(Anke)

Donnerstag, 25. Februar 2010

Das wollte ich eigentlich nie machen (müssen)

Oder: Das Getier nimmt kein Ende!
Wir haben ja schon Einiges zur - manchmal nicht ganz so erfreulichen - Tierwelt Paraguays erzählt und doch gibt es immer mal wieder Neues zu berichten.
Zuerst ein Nachtrag, den ich erst im Internet recherchieren musste: Am Sonntag, als wir mit unserer Kollegin auf ihrem Land waren, musste Amalia mal und wir beide suchten das Plumpsklo auf (obwohl Amalia die schon in Schweden nicht mochte). Anders als in Schweden habe ich mich hier zunächst versichern wollen, dass kein gefährliches Viechzeug da drin ist. Ich öffnete die Tür und sah sofort eine mittelgroße schwarze Spinne mit roten Punkten - so wurde uns die Schwarze Witwe beschrieben, wegen deren Bissen auch Erwachsene ins Krankenhaus kommen. Also ging ich mit Amalia lieber hinter das Plumpsklo. Ich war mir natürlich nicht sicher, ob es tatsächlich eine Schwarze Witwe war und habe im Internet nach Bildern gesucht. Es war eine! Gut, dass wir nicht drin waren...
Und noch etwas nicht ganz Neues, aber zumindest für mich eine Premiere. Beim Aufräumen der Spielsachen habe ich - glücklicherweise nicht die Kinder - einen Skorpion in einer Ecke des Kinderzimmers entdeckt. Da der Mann nicht da war, musste ich zum Schuh greifen. Ein Nachherfoto gibt es, für das Vorherfoto war mir die Gefahr zu groß, dass der Skorpion weg ist, wenn ich die Kamera geholt habe.

Nur ein toter Skorpion ist ein guter Skorpion!

(Eigentlich ist nur der nichtexistierende Skorpion ein guter Skorpion!)

Aber es gibt auch schönere, - hoffentlich - nicht so gefährliche Tiere. Hier als Beispiel: eine Libelle auf unserem hauseigenen Guavenbaum. (Diaschau: Lebendiges in unserem Garten ist auch erweitert.)
(Anke)

Sonntag, 21. Februar 2010

Achtung!

Es gibt drei neue Posts am 21. 2. - bitte von unten nach oben lesen ;-)
Ach ja, die Kröte hat die Zisterne offenbar verlassen können - jedenfalls haben wir sie nicht mehr gefunden.
(Holger)

Schulanfang

Vom Chaco-Urlaub in den Schulalltag
Anke erwähnte es bereits: Wir arbeiten nun beide, entgegen unseres Planes vor ein paar Wochen, dass Anke zunächst zu Hause bleibt, wegen der Kinder. Nach einige Gesprächen und Anfragen haben wir uns schließlich darauf geeinigt, dass Anke eine Deutschklasse und zwei Kunstkurse unterrichtet, das sind etwa sieben Stunden die Woche. Ich habe sechs Deutschklassen und einen Förderkurs Deutsch, also 28 Stunden. Das riecht nach Arbeit ;-) Unsere Stundenpläne sind so gelegt, dass sich unsere Stunden nicht überschneiden. So kann immer einer von uns auf Amalia & Lenia aufpassen.
Das neue Schuljahr begann mit einer Lehrerarbeitswoche am 8. Februar. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es zum Schuljahresbeginn eine Dienstbesprechung und eventuell einen Lehrerausflug. Hier gab es mehrere Konferenzen, Workshops und Vorträge. Und jeder Morgen begann besinnlich mit einer Andacht - gänzlich ungewohnt. Alles in allem eine angenehme Woche, in der ich die Kollegen kennen lernen konnte. Mittwochs gab es nachmittags Fußballspielen mit den Kollegen und abends einen geselligen Abend ("noche social"). Mit Spannung erwartete ich den kommenden (also just vergangenen) Montag, an dem die Schüler den parkähnlichen Schulhof bevölkern würden.
Das neue Schuljahr an der Colegio Secundario Loma Plata startete in der Aula Magna mit einer Andacht und ermunternden Worten seitens verschiedener Kollegen. Danach war mein erster Schultag schon wieder vorbei. In den folgenden Tagen lernten wir unsere neuen Schüler kennen; es sind etwa 170. Und nun heißt es Namen lernen, Unterricht vor- und nachbereiten und - ganz wichtig - Arbeitsverträge unterschreiben!
(Holger)

Leben in Loma Plata, Teil 2

Wasserbeschaffung
Man hat hier zwei Möglichkeiten, an Wasser zu kommen: erstens, man fährt in den Supermercado (bzw. zur Tankstelle) und kauft Wasser in 5-, 10- oder 20-Liter-Flaschen; zweitens, man wartet auf den Regen, der dann hoffentlich irgendwann die hauseigenen Zisternen füllt. Wir nutzen beide Möglichkeiten für unterschiedlichee Dinge. Da offenbar unsere Mägen europäisch (bzw. deutsch) geprägt und etwas empfindlich sind, kaufen wir das Wasser, das wir trinken und fürs Kochen nehmen. Das Zisternenwasser brauchen wir für alles andere, zumal wir vor einer Woche etwa eine noch lebendige Kröte in einer unserer beiden Zisternen sahen und nicht wissen und noch nicht nachgesehen haben, ob sie herausgefunden hat oder nicht … auch deshalb kaufen wir unser Trinkwasser lieber.
In den letzten Tagen hat es für hiesige Verhältnisse recht häufig geregnet (siehe Videoclip), und wir ertappten uns schon wieder dabei, uns über das Wetter zu beschweren: Manno, ist das schwül, die Wäsche trocknet gar nicht etc. Das Wetter gibt uns also stets Gelegenheit zum Klagen ;-) Eine alte und liebgewonnene Gewohnheit. Es gibt jedoch auch Dinge, die man sich in D. angewöhnt hat, aber sich dann hier recht schnell abgewöhnt.

Dinge, die man sich daheim angeeignet hat, hier jedoch nicht benötigt werden
Erstens: Recycling. Jeden Donnerstag kommt ein Müllwagen unsere Straße entlang gefahren und holt unseren Müll ab – eigenartigerweise haben wir noch nie andere Mülltonnen am Straßenrand gesehen, doch dazu später. Mit schlechtem Gewissen werfen wir (noch) alles weg: Pappe & Papier, Glas, Plastikflaschen, einfach alles. Eine bequeme Sache, aber schade. Und wir merken: In D. und den meisten anderen europäischen Ländern (ich denke etwa an Schweden) hat man eine Umweltschutzkultur, die sich im Rest der Welt noch lange nicht etabliert hat. Wir werden demnächst mal fragen, ob vielleicht irgendwo Pappe gesammelt wird. In der Schule haben wir ein Schild mit der ungefähren Aufschrift „Wiederverwertung ist die Lösung für unseren Planeten“ gesehen. Dass wir so wenige Mülltonnen sehen, liegt jedenfalls nicht daran, dass alle ihren Müll recyceln – im Gegenteil. Wir erfuhren, dass man durchaus auch mal aufs Land fährt und dort den Müll verbrennt.
Zweitens: WC. Bevor hier falsche Gedanken entstehen: Ja, auch hier geht man aufs Klo ;-) Aber das erforderte hier eine kleine Verhaltensänderung. Da die Rohre für Toilettenpapiermassen zu dünn sind, sodass die Toilette immer verstopfen würde (wie es in den ersten Tagen recht häufig geschah), werfen wir nun das Toilettenpapier immer in einen Mülleimer. Es war recht schwierig, diese Gewohnheit umzustellen, weil man für die Tätigkeit des Aufs-Klo-Gehens meistens nicht allzu viel Konzentration aufbringt.
Hier noch einige Fotos nach dem Regen:

In Kürze: interessante Produkte aus dem Supermarkt.
Updates: Diaschauen „Lebendiges in unserem Garten“, „Wilder Chaco“; Film „Gaucho?“
(Holger)

Die erste Arbeitswoche

Krankheiten, Regen und Nachwuchs
Die letzte Woche war, da wir jetzt beide arbeiten, ausflugsmäßig nicht so ereignisreich. Aber es sind doch ein paar Sachen passiert.
Zuerst wurden die Kinder krank. Dienstag war es dann so schlimm, dass wir beschlossen ins Krankenhaus zu gehen, dort sind hier alle Ärzte. Nachdem wir die Rechnung bezahlten (umgerechnet 14 €) durften wir warten. Ca. 1 1/2 Stunden. Bei unserem neuen, Spanisch sprechenden Kinderarzt haben wir mit Hilfe der übersetzenden Schwester erfahren, dass die Kinder Grippe und Mittelohrentzündung haben. Wir haben zwei sehr lange Rezepte bekommen und es abends mit Mühe geschafft einen Bruchteil der Medikamente zu verabreichen! Aber die Kinder haben vom Arzt einen Lolli bekommen und wie Amalia direkt nach Deutschland weiter gab: "Und wenn wir das nächste Mal krank sind, bekommen wir bestimmt wieder einen." Der Bruchteil der Medizin wirkte auch und den Kindern geht es immer besser.
Außerdem hat es diese Woche stark geregnet, was einen kurz freut, aber dann auch irgendwie einsperrend ist. Aber zum Regen schreibt Holger noch mehr. Auf jeden Fall gibts danach schöne Sonnenuntergänge.
(in Richtung des Schulhofs gesehen)
(Auch mal eingesperrte Sonnenuntergänge - mit Schulzaun.)
Kurzzeitig haben wir uns auch der Gartenarbeit gewidmet. Ein paar kleine Bäume umgepflanzt... Mal schauen, wie wir es hier ein wenig schöner im Garten kriegen.
Heute waren wir wieder auf der Fenz unserer Kollegin, denn das Pferd, auf dem wir letzten Sonntag geritten sind war nicht nur hoch- sondern "höchstschwanger". Am Freitag hat sie ihr Fohlen bekommen. Wir haben wieder Kuchen gegessen, sind geritten (diesmal nur auf einem Pferd!), haben die Umgebung genossen, ein Kuhhorn gefunden und Zitronen aus dem eigenen Garten geschenkt bekommen. (Die Fotos haben wir zu denen vom letzten Mal gestellt.)
(Anke)

Dienstag, 16. Februar 2010

Reiten und allerlei Getier

Einladung auf die Fenz
Viele in Loma Plata besitzen, neben ihrem Haus im Ort, ein Stück Land weiter außerhalb, auf dem Vieh lebt. So auch eine Kollegin von der Schule, die uns einlud mit ihr und ihrer Familie den Sonntagnachmittag auf ihrer Fenz zu verbringen, auf der sie nicht nur Rinder haben sondern auch zwei Pferde, auf denen die Kinder dann reiten könnten.
Es regnete nicht, also konnten wir los. Und nach ca. 25 Kilometern Geradeausfahren und einer Nanduherde waren wir da.
Erst einmal gab es Kuchen, diesmal hatten wir Klappstühle dabei – die bringt man hier immer mit, damit es ohne viel Aufwand ein größeres Zusammensein werden kann. Nach Kuchen und Terere sind die Kinder dann zu den Töchtern (beide 13) unserer Kollegin auf die Pferde und uns vorausgeritten.

Neben riesigen Kakteenbäumen und piependen Fröschen (Video) gab es allerlei Spuren und Löcher – von gelben Maulwürfen und Gürteltieren, in denen aber auch Klapperschlangen leben – und kleines Getier. Und irgendwie habe ich das Gefühl fast alle kleinen Tiere hier beißen oder pieksen oder verspritzen irgendwelche giftigen Flüssigkeiten –bei manchen muss man auch gar nicht ins Krankenhaus ;-) Aber, obwohl wir durch hohes Gras usw. gelaufen sind, was wir alleine sicher nicht gemacht hätten, haben wir nicht mal einen Mückenstich bekommen.
Amalia wollte irgendwann lieber mit mir reiten, also bin ich mit den Kindern auf das – hochschwangere – Pferd gestiegen. Uns wurde versichert, der Tierarzt hätte gesagt, das sei in Ordnung. Nachdem das Pferd aber mit beiden Vorderbeinen in besagte Löcher einsackte und in die Knie ging, wollte ich dann doch lieber runter. Nicht dass es von Klapperschlangen gebissen, ca. 2 Kilometer von den Autos entfernt, das Fohlen bekommt und Amalia und ich liegen irgendwie drunter (Lenia war bereits abgestiegen). Aber es ist nichts passiert. Nachdem wir aus dem hohen Gras raus waren, sind wir abgestiegen – Amalia taten auch die Beine weh.
Also sind wir weiter spaziert, vorbei an den Wassertümpeln, in denen man, wenn sie gerade nicht so grün sind, auch schwimmen kann. Denn die Kaimane darin beißen nicht… Eine der Töchter warf ein, dass sie, seit sie einen Kaiman dort hat schwimmen sehen nicht mehr in dem Wasser war. Also ich für meinen Teil kann das durchaus nachvollziehen! So sind wir weiter über das schöne Land der Familie, während die Sonne immer tiefer sank. Wir haben weitere interessante Spuren gesichtet, erfahren, dass paraguayanische Rinder genauso neugierig sind wie deutsche und viele Fotos gemacht. Die Kinder – unsere – waren am Schluss ziemlich fertig, es war auch echt lang und sie waren beide nicht ganz fit, außerdem haben wir Lenias Schnuller im Auto vergessen. Aber Amalia konnte mit einem tollen großen weiß-rosa Schneckenhaus bei Laune gehalten werden und Lenia mit Schokolade… ganz der Vater… also Lenia. Zurück bei der „Scheune/Verladestation“ angekommen, konnten wir noch mal ein Gürteltier direkt aus der Nähe sehen, das die Töchter gefangen haben. Es hatte jedoch große Angst und sie haben es schnell wieder runter gesetzt.
Es war wirklich ein sehr schöner Nachmittag und Abend mit sehr netten Menschen und wir haben das Land ein bisschen näher kennen gelernt.
Auf der Rückfahrt waren wir von Gewittern umringt (hier gewittert es viel und heftig zur Zeit). Ich habe einmal in einer Wolkenfront ca. eine Minute Blitze gezählt: 26 Stück!
Was man auch schön zählen kann sind Vogelspinnen auf der Straße. Eventuell noch differenziert: insgesamt und „hab ich erwischt“. (Wenn man Spinnen nachts bei 80kmh auf der Straße deutlich erkennt, sind sie zu groß!)
Wir waren alle vier froh, als wir zu Hause waren, und die Kinder gegen halb zehn im Bett.

Mehr Fotos gibt es in der zugehörigen Diaschau.
(Anke)

Montag, 15. Februar 2010

Ohne Wertung

Ein Samstagmorgen in Loma Plata
7:30 Uhr Kettensägen
7:50 Uhr Zeugen Jehovas
!
(Anke)

Dienstag, 9. Februar 2010

Lieber „BAM“ als „EI“

Oder: Wie Lenia die Vogelspinne auf unserer Terrasse entdeckte
Zunächst muss mit der Vorgeschichte begonnen werden. Samstag war Amalia so vertieft in irgendwas, dass sie vergessen hat, „Bescheid zu sagen“ und eine Matratze im Spielzimmer einen nassen Fleck hatte. Holger hat diese daraufhin gesäubert und zum Trocknen nach draußen gestellt.
Sonntagnachmittag waren wir schon seit geraumer Zeit draußen. Der Mann trieb Sport, die Kinder spielten und ich saß zeichnend im Klappstuhl vor besagter Matratze, die zum Trocknen an die Wand gelehnt war, bis Lenia die Matratze nach Vorne lehnte, dahinter blickte und „Ei!“ (=streicheln) oder „Eis!“ (=essen) – ich hab´s nicht so genau verstanden – sagte.
Ich wollte gucken, was sie dort gefunden hatte, blickte auch hinter die Matratze, und dort saß eine riesige Vogelspinne. Sofortige Panik brach bei mir, ein wenig Besorgnis bei Holger und Neugier bei den Kindern aus.
Natürlich mussten zuerst Fotos gemacht werden. Aber da meine Kamera kaputt ist und Holger seinen Akku nicht so pflegt, wie ich das getan habe, war just heute der Akku leer. Also konnten wir nur mit dem Handy Fotos machen, können diese jedoch nicht übertragen. Es gibt also keine Dokumentation dieses dramatischen Ereignisses.
Also ich fotografierte die Spinne und wie Holger sie vertrieb. – In den Garten. Amalia protestierte, weil sie an der Stelle, wo sich die Spinne nun befand, immer spielt. Und ich sagte, dass es mich beruhigen würde, wenn die Spinne nicht mehr leben würde. Holger fand das nicht so eine gute Idee – Gewissensbisse. Aber ich überzeugte ihn mit der Giftigkeit und damit, dass er auch Giftschlangen töten würde…
Also holte er schweren Herzens einen Backstein und ließ ihn auf die Spinne fallen…
Als ich Lenia dann fragte, ob sie eben gesagt hätte, dass sie die Spinne streicheln wollte oder essen, sagte sie „Ei!“. „Also streicheln?“, fragte ich. Sie nickte, zeigte auf Holger und sagte: „Bam!“
In diesem Sinne: Bei Vogelspinnen auf der eigenen Terrasse: Lieber bam als ei!
Updates: Diaschauen: "Lebendiges in unserem Garten", "Oase" und "Laguna Capitan".
(Anke)

Donnerstag, 4. Februar 2010

Doch ein bisschen Abenteuer

Eine Nacht in Campo Maria
Um die schulfreie Zeit noch einmal richtig zu nutzen, hat Holger überlegt, man könnte doch noch mal eine Nacht im Naturreservat Campo Maria – in dem wir schon einmal waren – verbringen.
Also fuhren wir am Dienstagnachmittag los. Geplant war – nach Karte – den kürzer erscheinenden Weg über die Ruta zu nehmen, den wir beim letzten Rückweg nicht gefunden hatten. Geplant…
Und so ist es dann gekommen:
Direkt hinter der Grenze der Kolonie standen paraguayische Polizisten und machten eine Verkehrskontrolle. Uns war klar, dass wir angehalten werden würden – ohne Kennzeichen, ohne Papiere etc.… So gaben wir dem ausschließlich spanisch sprechenden Polizisten unsere Pässe – für ihn natürlich vollkommen fremd, und versuchten ihm zu erklären bzw. stammelten spanische Brocken vor uns hin, die ihm bzw. ihnen – es waren jetzt zwei – sagen sollten, dass das unser Wagen sei, wir jedoch keine Papiere und kein Kennzeichen haben, weil das alles in der Botschaft in Asuncion noch geregelt würde. (Nur so nebenbei: Uns wurde von allen hier gesagt, es sei kein Problem, ohne die ganzen Dokument hier herumzufahren.)
Er hat verstanden, dass wir jetzt nach Asuncion wollen. Und so wollte er uns ungern durch das ganze Land in die Hauptstadt fahren lassen.
Glücklicherweise konnte Holger seinen Chef erreichen, der per Telefon alles erklärt hat, als die Verbindung abbrach, hat der Polizist Holger unsere Ausweise und das Handy gegeben, ihm „amigo“ sagend auf die Schulter geklopft und wir konnten weiter!
Also wir fuhren weiter. Wer den Blog aufmerksam verfolgt, weiß was kommt. Ja, wir haben uns verfahren. Bzw. die Straße, die wir nehmen wollten, kam nicht. Da wir aber nicht zurück an den Polizisten vorbei wollten, sind wir einfach die nächste auf der linken Seite reingefahren, die es gab und fanden uns auf einer Straße wieder, die so wirkte als würde sie irgendwann in den Kuhweiden enden. Aber wir sind erstmal ein Stück weiter gefahren. Irgendwann sahen wir einen Bauwagen auf der einen und einen Menschen auf der anderen Straßenseite und beschlossen zu fragen „Donde es Campo Maria?“ inklusive zeigen auf unsere Karte. Aber – juchu – es war ein Mennonit, wir konnten also unsere hervorragenden Spanischkenntnisse beiseite lassen und haben alles verstanden. Wir haben sogar eine Karte gezeichnet bekommen, da die Straße, auf der wir uns befanden, bei uns nicht eingezeichnet war.

Und dann waren wir da. Geplant war im Auto zu schlafen, aber der Besitzer (?) des Naturreservats sagte, wir könnten auch auf dem Aussichtsturm – dessen genaue Lage ich mir habe beschreiben lassen – schlafen. Also wollten wir das jetzt tun.
Auf dem Weg durch das Reservat sahen wir wieder diverse Vögel und einen Pekari – so etwas wie ein Wildschwein. Waren aber leider nicht schnell genug, um es zu fotografieren.

Wir sind bis zu dem Turm gefahren, der sich auf einer aufgeschütteten Erhebung befindet, haben uns ein wenig über die vielen großen Löcher im Boden gewundert und auf dem Turm gegessen.

Dann sind wir zum Wasser gegangen. Die Kinder haben – wie immer – gematscht. Holger hat ein Floß o.ä. im Wasser erklommen und ich habe das nachgemacht. Mit dem Ergebnis, dass ich beim Rückweg auf dem blöden Salzschmodder auf dem Stamm ausgerutscht und samt neuer Kamera ins Wasser gefallen bin. Die sich jetzt leider nicht mehr anmachen lässt. Ich hoffe, dass sie in Deutschland noch repariert werden kann. Ich werde sie mal in die Heimat schicken – aber erst, wenn wir wissen, dass Pakete gut die Strecke überstehen.
Naja, danach war bei mir die Stimmung erst mal so ein bisschen schlecht aber wir mussten unser Nachtlager bereiten und hatten nicht so viel Zeit um sauer zu sein. Ach ja, hatte ich erwähnt, dass das Wasser nur auf den Fotos so aussieht, als könne man darin schwimmen? Es ist – wie man sehr gut riecht – ziemliches Gammelwasser mit lauter kleinen Larven drin. Also roch ich auch nicht so toll.
Aber wir hatten 10 Liter Wasser zum Waschen mit. Eigentlich für die Kinder – denn letztes Mal ist Lenia in das Stinkewasser gerannt und im Schmodder davor schon ausgerutscht. Aber so hatte ich mehr Wasser nötig als die Kinder.
Als wir alle einigermaßen sauber waren und das Nachtlager gerichtet hatten, konnten wir essen, die Aussicht auf die Lagune mit den Flamingos und den Sonnenuntergang genießen und nachher im dunklen den besten Ausblick auf die Milchstraße haben.
Als Holger noch mal vom Turm runter ist, hat er gesehen, was das für Löcher rund um den Turm sind: Spinnenwohnungen. Viele und relativ groß. Als er später noch mal runter ist – was ich in der Dunkelheit niemals getan hätte – hat er auch entdeckt, das es einzelne riesige gibt: unsere erste Vogelspinne! Und er ist sogar noch mal mit Kamera zurück (siehe Videoclip)!
Die Hitze in der Nacht war relativ erträglich, da sehr starker Wind war. Die Kinder und der Mann haben recht gut geschlafen. Ich habe mir Gedanken über Spinnen, sonstige Krabbelviecher und die riesigen Tatzenabdrücke vom Strand gemacht! Ich war froh als gegen 6 Uhr die Sonne wieder aufging! Wieder konnten wir tolle (wenn auch irgindwie j+kitschig anmutende) Bilder von Flamingos im Sonnenaufgang über Wildnis usw. genießen.
Gegen 7 Uhr sind wir dann unter Protest Amalias aufgebrochen. Auf dem Rückweg durch das Reservat haben wir – neben anderen interessanten aber nicht so spektakulären Tieren – einen Ameisenbären gesehen – auf dem Foto ist er leider nur als dunkler Fleck zu erkennen (siehe roter Rahmen - der noch schlechter zu erkennen ist als der Ameisenbär!).
Zum ersten Mal haben wir den Weg nach Karte gefunden und uns nicht verfahren, sodass wir relativ zügig zu Hause waren.
Wir haben uns kurz bei den besorgten Eltern/Großeltern zurückgemeldet, Kaffee getrunken – und geduscht!
Trotz des Kameraverlustes war es toll und jeder, der uns besuchen wird, wird dieses Fleckchen wohl zu sehen bekommen. – Und wer ganz mutig ist kann vielleicht auch bei den Vogelspinnen schlafen!
(Anke)