Bienvenidos! Willkommen! Welcome!

Familie VOS schrieb aus dem paraguayischen Chaco, 2010-2011.



Samstag, 25. Juni 2011

Yalve Sanga


Gestern haben wir die Indianersiedlung Yalve Sanga besucht/besichtigt, die mit der mennonitischen Organisation Ascim (Link s.u.) zusammenarbeitet. Die Organisation berät verschiedene Siedlungen in drei Bereichen: Erziehung/Bildung, Landwirtschaft und Gesundheit. Zu diesen Bereichen haben wir verschiedene Institutionen besichtigen können.


Als erstes wurden wir durch die Sekundarschule geführt. Hier lernen Schüler und Schülerinnen von der 7. bis zur 12. Klasse. Unterrichtssprache ist hauptsächlich Spanisch, es gibt aber auch einen kleinen Unterrichtsanteil auf den verschiedenen indianischen Sprachen. Hier ist Amalia in einem Schulraum, in dem wir zunächst einen Film über die Arbeit der seit 1978 bestehenden Organisation sahen. Solche Holzbänke befanden sich in einigen Räumen, in anderen gab es "schon" Stühle.










Neben den Klassenräumen gibt es natürlich auch Fachräume. Hier ein interessanter Blick in den Kunst-, Handarbeits- und Kochraum (also ein Raum, in dem Schülerinnen unterrichtet werden): In Deutschland nur noch im Museum zu finden oder "Deko-Objekt": Nähmaschinen, die hier noch im Textilunterricht verwendet werden.


Es gibt auch eine kleine Bibliothek und einen Informatikraum. Hier arbeiteten einige ältere Schüler gerade an einem 10-Finger-Schreib-Programm, das sie absolvieren müssen, bevor sie sich mit Word, Excel, Power Point und dem Internet befassen.


Außerdem ist das Lehrerseminar für die Ausbildung der LehrerInnen für die Schulen in Yalve Sanga und die übrigen Siedlungen hier auf dem Schulgelände.




Nahe der Schule befinden sich auch Internate für die Mädchen und die Jungen, die die Sekundarschule besuchen wollen, deren Elternhaus jedoch zu weit weg ist, um jeden Tag zu fahren.


Wie überall auf dem Schulgelände und auch bei dem Jungeninternat waren hier im Mädcheninternat die Bewohnerinnen sehr fleißig und widmeten sich entweder draußen oder im Arbeits-/ Gemeinschaftsraum ihren Hausaufgaben.

Die Mädchen wohnen jeweils zu acht in einem ziemlich kleinen Zimmer, in das nicht mehr als vier Hochbetten und acht kleine Schränke passen. Dort ist keine Möglichkeit zu arbeiten bzw. sich - außer um auf dem Bett zu liegen - zurück zu ziehen.


Lenia interessierte sich mehr für den kleinen Hund, der offensichtlich zum Gelände gehörte.




Auch in die Küche des Internats konnten wir einen Blick werfen. Hier auf diesen Holzöfen wird das Essen für die Mädchen gekocht. Dafür ist ein Ehepaar zuständig, das mit den Mädchen auf dem Gelände lebt und sich auch um deren Betreuung usw. kümmert. Einen Elektroherd gibt es auch, aber der wird nur genutzt, wenn es kein trockenes Holz gibt.


Außerdem gibt es draußen einen Ofen, in dem Brot gebacken wird, es wird Gemüse angebaut und ein paar Hühner sind auch dort. - Fast Selbstversorger, nur die Milch kommt von Trebol.



Nachdem wir den Bereich der "Erziehung und Bildung" ausreichend besichtigt hatten, wurden wir über den Bereich der Landwirtschaftsberatung informiert, was die Kinder unglaublich langweilte, sodass ich mit ihnen raus ging...


Interessant war die Auskunft zu den Mindestlöhnen, die dort aushing. Es ist aber durchaus üblich hier weniger zu zahlen; da kann es auch schon mal vorkommen, dass man - als Angehöriger einer indigenen Gruppe - 10.000 Guarani für 3 1/2 Stunden Arbeit bekommt. (Die Umrechnung liegt zur Zeit bei 1 € = 5743,20 Gs.)...




Zuletzt wurden wir durch das Krankenhaus des Ortes geführt. Der Warteraum war gerade bis zum letzten Platz gefüllt, da Untersuchungstermin für alle Schwangeren war.


Das Krankenhaus hat 14 Betten - es werden, wenn nötig, aber mehr Patienten aufgenommen; im letzten Jahr waren es einmal 25!


Gestern waren nur zwei Patienten dort. Ein kleines Baby (mit seinen Eltern), das an diesem Tag aus Asunción zurück gekehrt war, wo es eine schwere Operation hatte und Catalina, eine alte Frau, die von dem medizinischen Beratungsteam, das durch die Siedlungen fährt, in das Hospital gebracht wurde, nachdem sie mehrmals alleine bettlägerig in ihrem Haus angetroffen wurde. Sie schien sich zu freuen, dass sie "Besuch" bekam, sagte uns, dass unsere Kinder hübsch seien und den Schwestern, dass sie Hunger habe.


In dem Krankenhaus arbeiten zwei mennonitische Krankenschwestern, die durch angelernte Frauen der Siedlung und die Krankenschwestern der nebenanliegenden "Arztpraxis" unterstützt werden.


Für die insgesamt 12.000 Menschen der ganzen Siedlungen war in den letzten Jahren ein Arzt zuständig, der aber - laut Krankenschwestern - nahezu ausgebrannt ist und bald ein Sabbatjahr antritt, währenddessen er von zwei Kollegen vertreten wird.




Von den Räumen, die nicht belegt waren, konnten wir auch Fotos machen. Hier ein Bild des "OP-Saals". Es werden jedoch keine Operationen mehr hier durchgeführt, dafür kommen die Patienten in die Krankenhäuser der umliegenden Kolonien oder nach Asunción. Hier werden nur Nachsorgebehandlungen gemacht.


Danach war unsere lange, aber interessante Führung beendet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen